Das Beet , schon lockert Sich's in die Höh ' Seit der Entartung der von Opitz neubelebten deutschen Poesie in der Pflege der zweiten schlesischen Schule sind die mühe vollen Bahnen der Lyrik in das neue Jahrhundert zwar unschwer zu verfolgen , doch bieten sie dem forschenden Auge in ihrer san digen Trockenheit und reizlosen Nüchternheit nur wenig des An ziehenden und Ergetzlichen dar . Bereits von Canitz , ( 1654–1699 ) der Ersten einer , welche die Wege der Schlesier verlieszen , er aller dings weniger mit Bewustsein , als dem Zuge folgend seiner nüch terneren dichterischen Individualität , klagt bitter in jener denk würdigen Satire „ Von der Poesie “ : Gib Achtung , bitt ich dich , wie unsre Lieder schallen , * ) Und was für eine Brut man allenthalben heckt , So weit sich das Gebieth des Teutschen Bodens streckt . Durch Opitz stillen Bach gehn wir mit trocknen Füssen , Wo sieht man Hofmanns Brunn , und Lohnsteins Ströhme flieszen ? Und nehm ich Bessern aus , wem ists wohl nur vergönnt , Dasz er den wahren Quell der Hypocrene kennt ? Wer itzt aus Pfützen trinckt , tritt in Poeten - Orden , So , dasz der Helikon ein Blocksberg ist geworden . Man sieht also , dasz er auf die Typen der zweiten schlesischen Schule nicht eben geklärten Auges zurückblickte , und gerade die metaphorische Art , in welcher er ihrer hierorts Erwähnung tut , wird die oben ausgesprochene Annahme rechtfertigen , dasz er mehr instinctiv den neuen Weg betrat . Denn wenn er auch in derselben Satire weiter unten , im Hinblick auf die maszlose Ge spreiztheit und geschmackwidrige Bilderhascherei der herrschenden Dichtersprache unwillig ausruft : Ein Teutscher ist gelehrt , wenn er solch Teutsch versteht , Kein Wort kömmt für den Tag , das nicht auf Steltzen geht ! so scheint er dennoch an den Hauptschuldigen dieser Verderbnis sich des gleichen Fehlers einer steltzenhaften Ausdrucksweise nicht bewust gewesen zu sein . Hauptsächlich aber trifft sein Tadel den * ) Die Schreibweise der Originalquellen ist beibehalten . 1