Bayeriſche Staatsbibliothek Mlünchen Voltaire in Frankfurt am Main. 1753. Die Verhaftung Voltaire's in Frankfurt am Main durch den preußiſchen Reſidenten von Freytag iſt ein Ereigniß, welchem einſt die ganze gebildete Welt in Staunen und Spannung horchte, und das auch den Nachlebenden immer bedeutend bleiben muß, ſo lange der Name des außerordent lichen Mannes, den die Sache betraf, verbunden mit dem Namen des großen Königs, von dem ſie ausging, den An theil und die Forſchung der Betrachtenden aufregen wird. Doch ungeachtet des vielfachen Reizes, der dieſem Ereigniſſe lebenswarm inwohnt, hat daſſelbe bisher, nachdem beinahe hundert Jahre darüber hingefloſſen, noch keine genügende Be leuchtung empfangen, ſondern ſchwebt nur im ungewiſſen Lichte der einſeitigen Darſtellung, welche der gekränkte Theil davon hinterlaſſen hat. Friedrich der Große hat in ſeiner hohen Stellung verſchmäht, durch irgend eine öffentliche Erklärung den zahlloſen Mißurtheilen zu begegnen, welche über jene Vorgänge und über das Maß ſeiner eigenen Betheiligung dabei durch ganz Europa ſchallten, und von denen ſein Ruhm in den Augen ſogar ſeiner Bewunderer zu leiden hatte. Zwar übernahmen ſpätere Thatſachen einigermaßen ſeine Vertheidigung, das erneuerte Entgegenkommen Voltaires, das bald vollſtändig hergeſtellte, in Bewunderung und Freund lichkeit wetteifernde Vernehmen, zeigten offenbar, daß beide Theile das Geſchehene vergeſſen wollten und konnten, und Voltaire ſelbſt, indem er dieſer verdrießlichen Sache in ſeinen 18