IV . Statistisches und Topographisches . 1. Die Kapelle St. Wendel zum Stein im Jagstthal . Von Ottmar F. H. Schönhuth . ( Mit einer Abbildung . ) 3 Wandern wir von dem Ufer des Kechers durch die gewerb same Stadt Künzelsau , mit Recht Klein Nürnberg genannt , die fteile Höhe hinan , so gelangen wir in zwei Stunden zu den Ufern der jäh dahin ſtrömenden Jagst . Ehe wir aber ins Thal wieder hinabsteigen , lohnt uns eine liebliche Aussicht , besonders wenn die lezten Strahlen der Sonne das Thal beleuchten . Zu unsren Füßen liegt das stattliche Dorf Hohebach und seine bekannte Brücke , mit 4 Bogen , geftüßt von gewaltigen Pfeilern , und geziert mit einer mächtigen Denksäule ; zur Rechten breiten sich fruchtbare Reben gelände aus , die meistens goldgelben Rebenſaft ſpenden , zur Linken haben wir ein waldiges Ufer , aus dem die schönsten Tuffsteinfelſen hervorragen , die man weit und breit finden kann ; an dem stärk ften Vorsprung derselben klebt die kleine Kapelle St. Wendel am Stein , von dem Volk nur die Steinkapell genannt . Aus ge ringer Ferne winkt der ftattliche Marktflecken Dörzbach mit seinem alterthümlichen aber wohnlichen Schlosse der Freiherren von Eyb , und mit seiner Kirche , die vor Kurzem restaurirt , eine der freund lichsten im ganzen Thale geworden ist . Wir übersehen eine der lieblichsten Strecken des Jagſtthales , aber das Schönste in ihrer Mitte ist die Steinkapelle , auf die wir zupilgern , um sie näher ins Auge zu faſſen . Da von der Landstraße aus kein Steg über die Jagst zur Kapelle führt , so ist es am flügsten gethan , wenn man von Hohebach aus am linken Ufer der Jagst auf dem sogenannten verſteinten Weg der Kapelle zuwandert . In einer Viertelstunde gelangen wir , größtentheils auf angenehmem Waldwege elfen , unter dem die Kapelle Bayerische Staatsbibliothek München