112 ſeinen geiſtlichen Vätern, zu Patronen und Aufſichtsbehörden hatte, ebenſo hatte es auch einen weltlichen Herrn und Schirmer an dem mächtigen Grafen von Leiningen, daher wir auch dieſen Punkt etwas näher erörtern müſſen. Die Grafen von Leiningen leiten ihren Urſprung von den uralten Gaugrafen her; dieſe waren die oberſten Richter in den Gauen und ſprachen Recht in des rheinfränkiſchen Herzogs Namen. Natürlich hatte der Verwalter dieſes Richteramtes auch beſondere Güter und Gefälle dafür im Genuſſe, welche mit der veränderten Lage und Regierung der Gauen als Gnadengeſchenke (beneficiaria lege) oder als erbliche Lehensſtücke auf deſſen Familie kamen. So kam nun auch das Land - oder Gaugericht im Wormsgaue, bedeutſam in Urkunden „Landgravſchaft" genannt, an die Familie der Leininger, und auch nur dieſe Land grafſchaft, welche von der eigenen und freien Grafſchaft Leiningen wohl zu unterſcheiden iſt, ging von den Pfalzgrafen bei Rhein, als den Nachfolgern der rheinfränkiſchen Herzoge und zum Beweiſe, daß ſie von letzteren herrühre, zu Lehen. Die Gerichte wurden damals unter freiem Himmel gehalten, und die Grafen von Leiningen hatten in ihrer Landgrafſchaft 3 Landgerichte, wo ſie öffentlich zu Gericht ſaßen und Recht ſprachen; das erſte war zwiſchen Worms und Speyer auf dem Stahlbühel, das zweite bei Wachenheim an der Primm (eine halbe Stunde von Cell entlegen) auf dem Kaltenberge, und das dritte auf dem Stamp, zwiſchen Stauf und Alſenborn an den Stolen ”). Zu dieſem mittleren Gerichte gehörte nun auch Cell, ſammt den unten im Thale gelegenen Dörfern Harrheim und Niefernheim. Dieſe Dörfer gehörten alſo den Grafen von Leiningen eigenthümlich zu, indem ja ſelbſt die Bewohner des Stiftes in Urkunden den Gra fen von Leiningen ihren Herrn nennen ”), aber ſie rührten von dem Abte von Hornbach, nebſt dem weltlichen Schirm über das Stift, zu Lehen, und dieſe Lehens-Befugniß mag auch zugleich mit der Schen kung der Celle und Kirche daſelbſt, an jene Abtei gekommen ſeyn. Doppelt erwünſcht mußte unſerem Stifte dieſe mächtige Dynaſten-Familie ſeyn, und zwar nicht nur als kräftige Schirmherrn, welche es gegen jeden fremden Eingriff wahren, ſondern auch beſonders wegen der Wohlthaten, deren es ſich von denſelben zu erfreuen hatte. Denn, um hier nur Einiges anzumerken, ſo ſchenkte Graf Friedrich I von Leiningen im J. 1206 der Kirche des heil. Philipp alle ſeine Gerechtſamen, die er an die Bann-Backöfen im Dorfe Cell hatte, für ewige Zeiten, und übertrug der Kirche zugleich das Recht, daß Niemand ohne Einwilligung derſelben einen Backofen daſelbſt anlegen dürfe **). Graf Emich IV von Leiningen ſchenkte und vermachte aber 1264 dieſer Kirche ſeine Mühle zu Harrheim zum Eigenthume, jedoch hielt er ſich den lebenslänglichen Mitgenuß derſelben, gegen einen jährlichen Zins von einem halben Pfund Wachs bevor, und ordnete an, daß nach ſeinem Hinſcheiden die Stiftsherrn ſowohl ſein Jahrgedächt niß, als auch das ſeiner verſtorbenen Gemahlin Eliſabetha treulich halten und feiern ſollten ”). Den älteſten hornbach'ſchen Lehenbrief für die Grafen von Leiningen über Oſthofen nebſt anderen Herrlichkeiten, wozu auch das Gericht Cell gehörte, iſt vom J. 1342 %). In einem Briefe vom J. 1435 wurde Graf Heſſo von Leiningen von dem Abte Reinhard ausdrücklich mit den Dörfern und dem Gerichte *) Aus meiner bandſchriftl. Geſchichte der Grafen von Lein, Hartenburg und Weſterburg. **) Aus archivaliſchen Nachrichten. *) Anno autem dominice incarnacionis M. CC. VI. Indictione VIII, concurrente VI ista tradidimus. Mſc., ſiehe auch Büttinghauſen Beitr. zur pfälziſchen Geſchichte Bd. II S. 252. ”) Actum Anno dni Mo CCo LXIIIJo Die Purificacionis sancte Marie virginis. Mſc., ſiehe Beil. M 8. *) Dieſer Brief wart geben uf den nehſten ſontag vor Marien Magdalenen tag in den jaren als man ſchreib von Chriſti Gepurt 1342 jare. V. Würdtwein subs. diplom. nova vol. IX Doc. CXX pag. 190.