248 Geld. In dieſer Epoche erhielt ein junger Zögling von den ſchönſten Hoffnungen, Boiſſelier, zwey Jahre nach einander den großen Preis in der Malerey; er ward nach Rom geſandt, ſtarb aber daſelbſt. Kürzlich hat ein Kupferſtecher eines von den Gemälden, welche den Preis beym Concurs gewonnen, durch den Grabſtichel nach gebildet. Der Gegenſtand iſt der Tod des Demoſtheues und der Maler wählte den Moment, wo der Fürſt der griechiſchen Redner, nachdem er das Gift genommen, das ihn vor aller Unbilde ſchützen ſoll, ermattet ſich dem Archias übergibt, indem er ſagt: „O Herrſcher Nep tun, ich trete noch lebend aus deinem Tempel, damit ich ihn nicht durch meinen Tod entweihe; aber An tipater und die Macedonier haben den Heiligthum nicht geſchont, und es durch Mord geſchändet!“– Betrachtet man dieß Bild nur als das Werk eines jungen Mannes, ſo ver dient es nichts als Lob; die Compoſition iſt gut gedacht und wohl geordnet; die Figur des Demoſthenes hat eine gute Stellung und zeugt von Begeiſterung. Aber der Kupfer ſtich iſt ſchwach, ſelbſt in Hinſicht der Behandlung des Werk zeugs. – Hr. Dien, der ihn ausgeführt, ſoll, wie man ſagt, gute Studien gemacht haben, und weiß viel. Dann würde ich ihm vorwerfen, daß er eilfertig arbeite, und ſeine Effekte nicht genug ſtudiere. Aber ich glaube, der Vorwurf iſt gegründeter, daß es ihm an Feinheit und Gefühl fehlt. – Das ſehr große Blatt kommt in der Aus dehnung ungefähr mit dem Hippokrates von Girodet und Maſſard überein, aber es wäre Verwegenheit, es zum Seitenſtück dazu vorzuſchlagen. 2r Zwev Mamelucken, nach Carl Vernet geſt. von Jazet. Hr. Jazet hat eben Kupferſtiche nach zwey neuen Wrrken des Hrn. Carl Vernet ausgegeben. Ich habe vor Kurzem ausführlich von bevden Künſtlern ge ſprochen und beſchränke mich daher die beyden vorliegenden Neuigkeiten zn charakteriſiren. – Hr. Carl Vernet, wel cher ſein Lebenlang die Pferde ſtudirt und erſt neulich die Anweſenheit mehrerer ſchöner arabiſcher Pferde in Paris be nuzt hat, um eine große Menge Studien darnach zu machen, bringt ſolche doch nur auf einem ſehr beſchränkten Feld in Anwendung. Auch ſind ſeine Compoſitionen, bey einer großen Mannichfaltigkeit in den Details, den Motiven nach ſehr einförmig. Dießmal fand er das Mittel, zugleich Waffen, ſchöne Pferde und Perſonen mit ſchönen Charac terköpfen und maleriſchen Coſtümen vor Augen zu bringen. Es ſind zwev Mamelucken, der eine chef de Mamelucks, der andere Mameluck au repos genannt. Der eine iſt in der Stellung des Commandirens, der andere, obgleich ru hend, zeigt durch die thätige Aufmerkſamkeit, womit er um ſich blickt, daß er zur Beobachtung ausgeſtellt iſt; wenn nicht etwa der Künſtler auf ſolche Art jene Unruhe aus drücken wollte, die ein unterſcheidender Characterzug der der bekannte Gualtan. Mamelucken zu ſeyn ſcheint.– Im Hintergrund hat der Künſt ler theils Figurentheils Monumente angebracht, die den Ort des Vorgangs bezeichnen, aber maleriſch nicht in Be tracht kommen. Jeder der bevden Mamelucken macht allein das ganze Bild aus. – Dieſe beyden ziemlich großen Kupferſtiche werden ſowohl unter deuen, welche Hrn. E. Vernets Talent nach Verdienſt ſchätzen, als unter den Liebhabern ſchöner Pferdeſtudien viele sauf na Rom. 27. Juni. Ein großer Theil der deutſchen Künſtler reist ab, viele auf immer, mehrere, um über die heißen Monate nicht in Rom zu ſeyn. Thorwaldſen arbeitet an dem Denkmale eines Fürſten Potocky, welches in eine Kirche zu Krakau kom unen ſoll. Es iſt die Coloſſul - Statue eines ſehr ſchönen jungen Mannes im römiſchen Eoſtüme. Canova wird wahr ſcheinlich von Venedig, wohin er vor einigen Tagen ab geretst iſt, nach Wien geben, um wegen der Aufſtellung ſeines Theſeus das Nöthige zu verabreden. Der zweyte Band der Ausgabe der Caro’ſchen Aeneide, welche die Her zogin von Devonſhire beſorgt, iſt erſchienen, und enthält, wie der erſte, viele treffliche, aber auch manche mittel mäßige Veduten. Ein anderes Werk des Lurus iſt fertig, kömmt aber nicht in den Buchhandel. Es iſt die Beſchrei bung der Trauerfeyer, welche der leztverſtorbenen Ge mahlin des K. Ferdinands von Spanien hier in der Kirche S. Ignazio gehalten wurde. Der Verfaſſer iſt Die Freunde der reinen Mo narchie werden bey Anblick des Wappens auf dem Titel, welches einen gewaltigen heraldtſchen Verſtoß Preis gibt, ausrufen: Toutest pourru dans ce royaume, jusqu'au heraut d'armes! Der Titusbogen hat ſchon zwey Menſchen das Leben gekoſtet, und ich muß immer mehr daran zweifeln, daß er wieder hergeſtellt werden könne, ohne ihn ganz aus einander zu nehmen. Nach einem gefaßten Beſchluſſe ſoll das Forum romanum nun nach und nach ausgegraben wer den. Wo man alsdann die durchlaufenden Straßen hin führen, wie man neben den Ausdünſtungen dieſes noth wendig zum Sumpf inclinirenden tiefen Thals wohnen wird, weiß ich nicht, bin aber überzeugt, daß man wenig und beſonders bepnahe nichts aus der guten Zeit finden Ä Das alte Tusculum würde ganz andere Ausbeute geben. Nächſtens werde ich Ihnen etwas über die wahrhaft meiſterhafte Wiederherſtellung der Capellen in der deut ſchen Kirche S. M. dell'Anima ſagen können. Palm a roli, welcher die Fresken Vaſari's ins Leben zurückruft, verdient den Dank aller Kunſtfreunde, und eben ſo der öſterreichiſche Botſchaftsrath von Genotte, welcher dieſe und die frühere Reſtauration des Altarblatts von Giulio Romano, mit Thätigkeit und Feſtigkeit gegen vielerley Schwierigkeit be werkſtelligt hat. Bey Scudellari erſcheinen nächſtens ſämmtliche Mönchs Orden, und andere römiſche locale Coſtüme. Wenn die Darſtellung nur erträglich wird, ſo glaube ich dieſem Werke einen ſehr guten Abgang verſprechen zu dürfen. - Granet wird den Sommer über in Aſſiſi einige große Bilder malen, zu welchen das berühmte Central- Kloſter der Franziskaner- Conventualen ihm ſitzen wird. Der Ge ſchmack für die Interior-Malerep nimmt übrigens zum Schaden der höheren Kunſt gewaltig überhand. M.