40 wie es weiterhin heißt, eben nur die erwähnte Klaſſe der unberufenen und eben deßfalls übertreibenden Nachahmer mit vollem Rechte. Gegen die Werke der Beſſeren, fährt unſer Augenzeuge fort, könne er wohl nicht oft gemacht werden, und wenn dieß auch der Fall ſeyn ſollte, ſo liege dann der Fehler nicht ſowohl an der vermeinten Alterthüm lichkeit, als an ſonſtiger Unvollkommenheit, und der Tadel äußere ſich blos aus Gewohnheit in der einmal beliebten Modeformel, mit der man keinen beſtimmten Begriff ver binde. Sollte es uns nun gelungen ſeyn, von den Anſichten des Verfaſſers einigermaßen einen Begriff zu geben, ſo gehen wir mit umſo größerem Vergnügen auf die Zuſam menſtellung desjenigen über, was derſelbe an verſchiedenen Orten über die Werke der jetzigen Künſtler ſelbſt ſagt, und ſtimmen ihm vollkommen in dem Ausſpruch bey: daß in ernſter Beurtheilung über den Stand der Kunſt billiger weiſe nur von denen die Rede ſeyn ſollte, welche angebore ues Talent beſitzen und etwas Ordentliches gelernt haben. CDer Beſchluß folgt.) Der neue Stände-Saal in Stuttgart. Die Altlandſchaftlichen Gebäude eigneten ſich nicht, um darin einen Saal zu errichten, der für die öffentlichen Sitzungen der zweyten Kammer und zugleich für das Zu ſammentreten ſämmtlicher Stände Raum genug hätte ge: währen können. Man ließ alſo den Saal im Eckgebäude, welcher ehemals den Landſtänden zu ihren Verſammlungen gedient hatte, für die erſte Kammer herſtellen und einfach verzieren. Für die zweyte Kammer hingegen baute man an das mittlere Landſchaftsgebäude im Hof einen ganz neuen Saal an. Derſelbe hat die Geſtalt eines halben Zirkels, und bey einem Durchmeſſer von 91 Fuß die Höhe von 38 Fuß. Sechszehn korinthiſche, in gehöriger Entfernung von der Wand geſtellte Säulen tragen die Halbkuppel, wel che ſich, mit Kaſſaturen verziert, gegen die gerade Seite hinaufwölbt, und dort von einer 16 Fuß weiten Laterne das Licht empfängt. An der geraden Seite öffnet ſich in der Mitte eine große Niſche für den Königlichen Thron; zwey korinthiſche Säulen tragen das oben fortlaufende Haupt geſimſe; die Wände zu beyden Seiten der Niſche ſind durch Pilaſter jede in drey Felder getheilt, worin die Thüren und Oefen angebracht ſind; eben ſo iſt auch das Innere der Niſche durch Pilaſter in fünf Felder getheilt, deren mitt leres den Eingang in ein Zimmer zu Beſprechungen ent hält. In den Bogenblenden über den Thüren ſieht man von halb erhabener Arbeit vier weibliche Geſtalten in ſitzen der Stellung, worunter die Muſen der Geſchichte und der Be redſamkeit; höher oben folgen in den ſechs Feldern rechts und links von der Niſche die halb erhabenen Bruſtbilder der vier lezten Landesherren, dann Eberhards mit dem Barte (erſten Herzogs und Stifters der Univerſität Tübin gen † 1496) und Herzog Chriſtophs († 1569). Ganz oben in dem großen halbrunden Raum zwiſchen dem Ge ſims und der Wolbung befindet ſich gerade über dem Thro ne das Bruſtbild des regierenden Königs Wilhelm mit ei nen Lorbeerkranz umgeben, und zu beyden Seiten geflügel te weibliche Genien als Sinnbilder der Liebe und Vereh rnng, der eine Blumen ſtreuend, der andere eine Eichen krone erhebend, und eine Palme tragend, alles von halber habener Arbeit und koloſſaler Größe. Vor der Thron-Niſche ſtehen die Tiſche für den Prä ſidenten, die Miniſter und vier Sekretäre; gegenüber am Fuße der Säulen erheben ſich in drey Reihen ſtufenweiſe hinter einander die Sitze der Abgeordneten. Zum beque men Gebrauch wurden ſie durch zwey mittlere und zwey Seitenzugänge in drey Maſſen getheilt. Hinter den Säu len hat man unten einen freyen Gang, oben die Gallerie für die Zuhörer, wohin eigene Treppen führen. Hier in dem Gang und über der Gallerie ſieht man zur Lüftung des Saals noch Fenſter angebracht. Alle Wände, Säulen, Kapitäle, Decken u. ſ. w. ſind weiß oder in einer weißlichen Marmorfarbe gehalten; eben ſo die Sitze, Gallerien, Stühle und Tiſche. Dabey ſind die erſten mit Scharlach, die lezten, wie der Fußboden, mit grünen Teppichen überzogen und die Königliche Niſche mit rothem goldbeſezten Damaſt behängt. Die Anordnung des Ganzen, die Verhältniſſe und Verzierungen, machen einen gefälligen, einfach würdigen Eindruck. Das mittlere Gebäude, woran ſich dieſer Saal an ſchließt, iſt zu den beyden Vorzimmern und den Haupt treppen und im Erdgeſchoß zur Vorhalle benuzt, auch an der Vorderſeite nach der Straße zu angemeſſen verſchö nert, und mit einem Portikus von ſechs doriſchen Säulen verſehen worden. Das Bauweſen und die ganze Einrichtung wurde nach dem Plane und unter der Leitung des Hrn. Oberbauraths Barth in der kurzen Zeit von ſechs Monaten ausgeführt. Aus Kopenhagen vom 18. Januar. Der Staatsrath und Profeſſor Thorwaldſen hat während ſeines hieſigen Aufenthaltes in dieſem Winter die Büſten JJ. MM. des Königs und der Königin und der Prinzeſſin Wilhelmine verfertigt. Er arbeitet nun an einem großen Basrelief, welches über dem Taufſtein in der Cathedralkirche angebracht werden ſoll. Es ſtellt Jeſus vor, wie er von Johannes getauft wird, von einer großen Menge Volks umgeben, das in zahlreichen Gruppen zur Taufe kommt. -