Klieder HRiete 305 KUiene hat c. und Fortbild., z. B.: Dieſe neueſte franzöſiſche Michelei [übermüthige Dummheit c.] des Herrn Michel Garré, ausgeübt an dem tiefſinnigſten Werke des deutſchen Ge nius. Stahr Zahr. 1,224; Solche Zung deutſch micheleien. Scherr (Schwegler 47) 638; Heulm i chelei [Weinerlich feit 1c.]. JG Müller (ſ. Schütze Holſt. 3, 97); Die H er - zog mich elei. Lind. 2, 269, die Luftſchlöſſer, mit Be zug auf das Luſtſpiel von ,,Herzog M.“, in welchem (vgl. shakeſpeares Zähmung einer Widerſpenſtigen) M. in den Wahn verſetzt wird, er ſei Herzog c.; Die Staar mätzchen und, die ſich von ihnen einreden ließen, Achmed habe ihrer Vettermichelei u. ſ. w. eine Ehre gethan. 4, 350, ſ. o.: Vetter-M. und u.: ausmicheln c.; Während wir Andern immer doch noch eine mi chelhafte Stellung zu reſpektieren haben. Ruge Rev. 1, 108; Als verböte der alte Römer die Bewunderung, da er doch nur die vat er mich el hafte Verwunderung, das Vielgeſchreimachen von kleinen Dingen gemeint. Stahr It. 2, 388 1c.; Er mochte ſeinem Vaterlande nur noch den Spottnamen Michelien [----] gönnen. Scherr Gr. 1, 20 c.; Alle die deutſchmicheln - den Vettern und Baſen. Pr. 213; Als die Staarmätzchen aus gemichelt und . . . ihre Weisheit an den Mann ge bracht. IG Müller Lindenb. 4, 350 (ſ. o.: Vetter-M. und Vettermichelei); Eine ziemlich vermichelte Deutſchthüm lichkeit. Goltz 1, 437 c. Anm. In „Michel“ ſcheint der hebr. Michael (ſ. d.) zu ſammengefloſſen mit dem vralt. Ew. michel, ſ. mehr, Anm., Beneckt 2, 164 und z. B. noch: Ein michel Theil. Mattheſius Lthr. 104b; 170a c. Mich: 1) m., ſ. Mack. – 2) f.; –en: in verſch. Gewerben: a) Kriegsk.: Richtkeil einer Kanone. – b) Meſſing brenn.: zwei Hölzer, die Griffe der den Schmelztiegel haltenden Zange zuſammenzudrücken. – c) Reepſchläg. : eine Art hölzerner Bock mit einem horizontalen, kammartig geſtalteten Querholz, die Duchten zu tragen. – Nam. aber (d–g) Schiff., ſo: d) M. der Pumpe, Pumpen - M., gabelförmig aus geſchnittnes Holz, worin der Pumpenhebel mittels eines Bolzens befeſtigt iſt, „Wagefnie“. – e) M-en in einem Boot, aufrechtſtehnde Eiſen, oben mit zwei Gabelarmen, den Maſt und die Rahen darin niederzu legen, wenn man nicht ſegeln kann, ſondern bloß rudern muß. – f) M. der Gaffel, der gabelförmige Ausſchnitt an ihrem innern Ende. – g) M. oder Geck (ſ. d. 2a) auf dem Schornſtein e. – h) ſ. Mücke 6. Anm. Zu 2 auch M. Knopf = Korn (ſ. d. 15) oder Viſier an einer Kanone, welches an Gewehren „Fliege“ (ſ. d. 5) oder Mucke heißt, wie auch: m icken, eine Kanone richten, viſieren, verallgemeinert: in Augenmerk nehmen c. (Micker, Handlanger bei den Artilleriſten), ſ. Bobrik und Brem. Wör terb. 3, 160, vgl.: Das mickt kümmert mich nicht. Höfer Leb. 34, mit Anm.: „ Es mickt mich oder ich micke Das nicht, – es trifft mich, ich fühle Das nicht“, wozu jedoch zu vgl. ſchwzr.: Mieken, tr.: verdrießlich machen, kränken; Es er m tekt [gemahnt, erinnert mich an Das. Stalder. Abſtammung von 2 fraglich, ebenſo bei den folgenden mund artl. Wörtern: Micke, f.: 1) eine kleine Pumpe. Brem. Wörterb. – 2) ein kleines Brot. ebd. und Stalder (vgl. lat., it. mica, frz. miche c.). – 3) kleines ſchwächliches Kind. S. auch: Vermickern, intr. (ſein): nicht zur vollen, kräf tigen Entwicklung gelangen, ſondern winzig und ſchmächtig bleiben, verkümmern, vgl. verbutten, verkropfen 2, z. B.: Solch ein vermickert Angeſicht. Droyſen A. 3, 30; Ein Herz, das vor Unterdruckung gleichſam verm uckert. Lütkemann, ſ. friſch 1, 67 1b, ſ. m ü ckern = muffen, müffen (3), alſo: vermuckern = vermüffen (ſ. d. und vgl. in der Anm. zu ,,mucken“ das bair. ,,vermucken“). In Mecklenb. : ver - mie fert, verm ü ckert, auch: mickrig, miekrig, m ukrig = winzig, ſchmächtig c., ähnlich: mieſig, ſchleſ. mieſ rig, mie ſtrig. Weinhold. – Micker, m., –s; uv.: kleiner Rindviehdarm. Campe, vgl. „ M ü cker“, Gekröſe. schm. 2, 550. – S. auch Muck, Anm. u. Ohrling. HNiede, f.; –n: Leinweb.: die beiden durch Schnüre mit dem Quertritte verbundnen zweiarmigen Hebel, woran die Schäfte des Webſtuhls durch Schnüre aufgehängt ſind. Mieder, n., –s; uv.; –chen, lein; -: ein ſteifes, enganſchließend die Bruſt bedeckendes weibliches Klei dungsſtück, Leibchen, Schnürleib (ſ. Viſcher Aſth. 2, Sanders, deutſches Wörterb. II. 253); Aleris H. 1, 1, 14; Ein knappes weißes M. und eine ſchwarze Taffetſchürze, – ſo ſtand ſie auf der Grenze zwiſchen Bäuerin und Städterin. G. 21, 270; 35, 402; Gotthelf U. 2, 195; Dagegen lag das rothe M., vorn mit Schnuren geheftet, knapp an und unter ihm zeichneten ſich voll und ſcharf die Brüſte. Kinkel E. 391; platen 4, 132; Scherr Nem. 1, 241; Schubart 3, 47; Weiße Kom. Op. 3, 222; Zuſehens wird . . . von erſtickter Seufzer Drang das knappe M. immer enger. w. 11, 170; Der Zwang wird mit dem M. aufgeſchnürt. 171; Sie ſchwört ihr, ſo lang als Etwas auf und nieder in ihrem M. geht, ihr hold und treu zu ſein. 275; 166; Sie werden's nicht übel nehmen, ein Mäntelchen ohne M. und, leichter als ein Wölkchen, ein ſeidner Unterrock war all ihr Putz. 15, 30 c.; Nacht-, Schnur - M. c. – Auch übrtr., z. B.: Sein Arm iſt ihr ein enges M. [er ſchließt ſie eng in die Arme]. Oehlen ſchläger Gd. 188; Der Oſt, der kecke Freier, löſt den Knoſpen ihre M. Platen 2, 51 c. Anm. Als masc. Hebel 2, 235. Mhd. muoder, ſ. Benecke 2, 239, vgl.: Das Müder. Spate 42; Schm. 2, 553 ff., vgl. weſtpreuß. moide (Herrig 14, 136). HMieke, f; –n: ſ. Marie und Mies, Anm. * Miene (frz.), f.; –n; –n-: Gebärde (ſ. d.) des Geſichts, als Ausdruck des Innern und des darin Vor gehnden: Vorzüglich dient das Geſicht zu den Gebärden und hier heißen die Gebärden M-n. Engel 7, 70; M–n ſind ins Spiel geſetzte Geſichtszüge. Kant Anthr. 279 c.; M. und Gebärde, Punkt für Punkt, von der Natur ſelbſt abzukonter feien. Heinſe A. 1, 296; Jene ſtolze, höhniſche M., die auch das Geſicht einer Grazie entſtellen würde. C. Gal. 1, 4; Seine M–n ſchienen mir zu verbürgen, das unter ihnen ſich keine Minen [ſ. d.] verbürgen. Rückert Mak. 1, 146; Nun birgt er ſeines Sinnes Unhuld unter der M–n Un ſchuld. 74; Zemandes M–n beobachten, in ſeinen M–n leſen 1c., vgl.: Sein ohnehin ſchon m-n-loſes Geſicht ſchien ſich ganz zu verſteinern. Paalzow Th. 2, 258; 1, 11 c. Selt ner (nach dem Frz.) allgemeiner von dem Ausſehn des Geſichts, nicht als Ausdruck des im Innern Vorgehn den, z. B.: Eine M. von Geſundheit, Wohlſein und Kraft, welche man in den Heide-Katen ſelten findet. Uiebuhr Nachg. 1, 5 c. Häufig in beſt. Verbind., z. B. als Obj.: Eine ſo oder ſo beſchaffne M. machen (ſ. u.), annehmen, auf ſetzen, aufſtecken, ſchneiden (ſ. d.) Ic., ſo: Gute M. zum böſen Spiel machen, ſprchw., vgl.: Zum ſauren Apfel ein ſüßes Geſichtchen machen c.; Wenn ſie ſchwieg, ſchien ſie Etwas bedeuten zu wollen und machte mit der Oberlippe eine fatale M. S. 23, 8; Sahe nach der Wunde und machte ſaure M–n ſein bedenkliches Geſicht]. E Kleiſ 1, 39; Keine Unantwort mehr geben, keine ſaure M. [verdrießliches Geſicht machen. Gotthelf G. 258 c.; Die M. eines Un ſchuldigen, eine unſchuldige M., eine fromme, ernſte, duftre, freundliche, nachdenkliche M. annehmen c.; Schnitt ſo de muthsvoll-verlegene M–n. Bodenſtedt 2, 32; Eine abſcheulich gleichgultige M. ſchneidend. Gutzkow R. 1, 31; Schnitt eine ironiſche M. 169 c.; Der Leutnant ſetzte eine geheimnisvolle M. auf. Schlichtkrul Lat, Mag. 98 1c.; ferner: Die M., keine M. verziehn, z. B.: Sie leiden innerlich an aller mög lichen Miſere, aber äußerlich verziehn ſie keine M. Lewald W. 2, 125 c. Auch: Ohne M. zu machen [zu thun], als ob Dies ſeine wahre Abſicht ſei. w. HB. 2, 1 84 ; M. zu (Ftwas machen, zu erkennen geben, daß man ſich dazu anſchicke, verallgemeinert auch von (perſonif.) Sachen: Die Feſtung macht noch keine M. zur Ubergabe c. Ferner abhäng. von Präpoſ.: Der, ſeiner M. nach, die eingelaufnen Schulden überſann. Geuert 1, 142 c.; Seine Späße mit der trocken ſten M. vorbringen; Der die verhaßten Paradoren mit einer ſo aufrichtigen M. von Wohlmeinenheit vorbringt. W. 29, 1 65; Mit der M. eines Menſchen, dem 2c. Luc. 1, 1 18; Unter der M. [dem Schein des Scherzes Einem die Wahr heit ſagen; Oſtreich hat unter der M. bequemen Thuns mehr verrichtet als Preußen mit uyzeitiger zappelnder Geſchäftig keit. Börne 2, 65. – S. auch Mine und Mies, Anm. Frz. mine, Haltung, Gebärde, Anſehen, ſ. Diez 229, vgl. ſchwzr. (vrkl.): M in eli [das Ausſehn, Geſicht c.. Gotthelf G. 46. Zſſtzg. keiner Erklärung bedürftig und leicht zu mehren nach den folgenden: Das häufige Annehmen der wichtigthuenden Amts - M. bei ſeinen Kollegen. Gutzkow Börne 86; Starrte er mit der Angſt - M. des Weinens, aber ohne Thränen auf einen Fleck. stiuing 4, 178; Kamſt du nicht mit der Bruder - M. zu mir? Schubart 2, 315, Bruderantlitz, hier etwas Echtes, nicht Angenomme nes; Wenn du jetzt eine Lüge wüßteſt, mir hinwärfeſt mit der offenen Engel - M. Sch. 209a; Mit dieſen Gngels M-n. Körner 88a; Eſſig-M–n [ſaure]. 3p. 9, 12; Mit einer wahren Gönner - M. G. 20, 127; Als Todter noch mit dieſer Helden - M.; Ihre todte Iamm er - M. ruft Himmel und Erde zur Rache. Hölderlin H. 2,45; So trockenweg und ſo weinerlich! . . . Mit einer wahren Leichen bitters- M.Sch. 14 8a; Zum Gatten hätte nie genommen ihn Tehmine, wär er gekommen ihr mit ſolcher Löwen M. Rückert Roſt. 88a; Den Kopf aufwerfen und die Pro tektion s - M. annehmen. Forſter It. 2, 127; Daß der Bauerjunge alles dies abgeſchmackte Zeug mit einer ſo ver wünſchten ehrlichen Schafs- M. vorbrachte. w. 1, 181; Iſt er dir nie erſchienen, der Fürſt von Ithaka, wenn deine Sun d er - M-n in ſeinem Reich er ſah? Herwegh 1, 9; Schritt ſie ihm mit Todesbläſſe und einer armen [ſ. d., Anm.] Sünder - M. entgegen. Stilling 4, 178; Damit dich meine Todes - M. nicht erſchrecke. LpHahn Hohn. 114 ; Man merkte . . . an ſeiner Weltkinds - M., ihn ziehe nicht die heilige Kathrine (in die Kirche. w. 11, 159. Klier-e, f.; –n: 1) (mundartl.) Ameiſe (ſ. d.). –2) Pflanzenname: a) M., Alsine. – b) Rothe M., Anagallis Arvensis, ſ. Boll Fl. 32 und 37. Sowohl auch: Ein Töpfchen mit Wein, worin rothe „ Myrrhen" ge kocht waren. . . . Bähete die ſchadhafte Lende . . . damit. JEMüller Lind. 3, 87.–-ig, a.: ſ. madig. tttes (ttließ): Lockruf für die Katze (ſ. d. 1a) und dann auch Benennung derſelben (ſ. M. - Katz), z. B.: Knurrend ſchlich mit aufgehobnem Schweife und rundem Rücken auf den leiſen Tatzen die weiße Mies. Krum macher (KSchröder Dekl. 1, 20) und vrfl.: Mieschen unterm Lehnſtuhl ſchnurrt. V. 4, 154. Anm. Ahnlich: Wenn Miez ſonſt Junge hatte. Gut kow R. 9, 232 ; Die alte rothhaarige Mieze. prus Muſ. 1, 82; Miezchen. Matthiſſon A. 7, 136; Ip. 1, 16 c., vgl.: Die Katze wird um Dresden. Mitz! Mitz gerufen, ganz wie im Wendiſchen, wo es miza! miza! heißt. Monatbl. 1,435b, vgl. bair. für Katze: Die Mitz und: der, die Muk(en), vrkl. Mutzel e. Schm. 2, 663; 664 (vgl.: Sieh, wie die Katze ſich anſchmiegt! Komm, Mutz, gieb dein Patſchchen. Gutzkow R. 7, 251), ferner: die Mautz, das Mau klein. Schm. 2, 660 und bair., ſchwzr.: min ni, m in ni! als Lockruf für die Katze. Stalder 2, 211; schm. 2, 594, auch: Das Min ni, Minnel: Katze. ebd., wie ſchleſ.: M in el, Mindel, Minzel = Katzchen. wein hold 62b, vgl. frz. minet, minette. S. Hiez, Anm. Aus dem Miau und Maunzen c., theilw. mit Anlehnung an Per ſonennamen (ſ. Hinz), wie Weigand auch Mieke (ſ. Marie – wofür auch Miez. Schm. 2, 663) = Katz erwähnt, ſ. Kammerkätzchen und Mieſel. – Vrſch.: M. = Moos (ſ. d., Anm.) und mies, a. (in der Judenſpr.), nach Tendtan Sprchw. 623 „verdorben aus mius, von bibl. maas [Es], Ekel, Uberdruß erregend“, läßlich c., z. B. Rahel 1, 55 (ſ. jedoch „mis“, Anm.) und als Bſtw. in M.-Muſchel, wohl entſtanden aus dem lat. Namen mytilus. Mieſel, n., –s; uv., –s: ein junges Mädchen als Ggſtd des Liebelns und Kurſchneidens: Wenn Sie ein M. wären. . . . Wie Sie aber eine weiſe Frau ſind. G. Stein 1, 214; Wenn ich ein M. hätt, ſo ſchwätzt ich nicht mit Baſen. 337; 234; 267; 293; 300; Die M–s. 38; 95; 113; 118; 177; 151; 188 c. – -ei, f.; –en: Lie belei, Kourſchneiderei c.: Daß Sie Sich vom Herrn Vetter die Kour machen laſſen, indeß ich faſt aller M. ent ſagt habe. 31 8; Meine übrigen kleinen Leidenſchaften, Zeit vertreibe und M–en. 103 c. – -n, intr. (haben): lie beln, einer Schönen den Hof machen: Endlich fing ich an zu m. . . . Die Liebelei iſt doch das erprobteſte Palliativ. 5, ſ. Anm.: „Aus der Terminologie der damaligen geiſtreichen Geſellſchaft: Miſel, Schöne; miſeln, ſchön thun.“ Anm. Ob etwa (ſ. Mies = Katze) nach Analogie von „Kätzchen“ für Mädchen in Kammerkätzchen c., vgl. auch Grasaffe, Backfiſch c. – Vrſch. M., ſ. Meißel, Anm. – Mieſ (r) ig, ſ. Mick, Anm. und Mooſig. Mieſl: ſ. Miſt. –-rig: ſ. Mick, Anm. I. tUtete, f.; –n; –n-: ein ſehr kleines Inſekt, Acarus, Milbe (ſ. d.), nam. im Käſe und im Mehl, 39 -