ich einen bedeutenden Strich der «ordern Pfalz durchreis't und fast überall die Feldfrüchte, namentlich das Korn so schön gefunden, wie seit langen Jahren nicht mehr. Auch Kartof feln. Tabak und die Futtergewächse lassen bis jetzt nichts zu wünschen übrig. Weniger schön steht daS Korn am Gebirg, um so schöner dagegen allenthalben der Weizen. Die Fruchtpreise sind auf allen Märkten und zum Theil nicht unbedeu tend gefallen. Auch unsere Winzer geben die Hoffnung auf einen guten Herbst noch nicht auf. Am unteren Gebirg ha ben die Reben verblüht, am oberen dagegen ist die Luft noch von ihrer Blüthe vom lieblichsten Wohlgeruch erfüllt. In den Gebirgsorten herrscht zum Theil ein großer Nothstand. Zu den letzten Fchljahren kamen noch äußerst niedrige Weinpreise und selbst zu diesen fanden sich nicht immer Käufer. Einzelne Weinbauern bringen jetzt nicht selten ihr letztjährigcS Produkt auf Schubkarren in die Dörfer im Gau . um eS daselbst im Kleinen, den Liter zu zwei bis drei Kreuzer zu verwcrthen. — In Sondernheim , einer ohnehin armen Gemeinde deS Kantons Gcrmersheim, hat am 5. d. M. ein Hagelschlag an Hans und Reps nicht unbedeutenden Schaden verursacht. ** Aus der Pfalz, 8. Juli. Bekanntlich wurden viele protestantische Geistlichen, weil sie nicht dänisch predigen woll ten oder konnten, aus Schleswig vertrieben und irren jetzt brodloS in Deutschland umher. Könnten nicht einige von ihnen in unserer Pfalz Unterkunft finden, wo ohnehin Mangel an protestantischen Geistlichen herrscht? *** Zweibrücken, 8. Juli. (Schluß der Schwurgerichts- Verhandlungcn gegen Lintz aus Edcnkoben.) Alle weiteren Zeugen geben an , daß der Angeklagte nur auf Befehl von Millich die Verhaftung des Lehrers Müller in Alsterweiler vorgenommen habe. Der letztere selbst sagt heute vor Gericht darüber Folgendes aus : Ich wurde, weil ich, wie üblich, am Pfingstsonntag 1849 daS „Oomine salvuiu tue reZem" abge sungen hatte, verrathen. Am Abend kam Willich und daS Schützencorps von Edenkoben, um den Pfarrer zu holen. Als Millich hörte, daß nicht der Pfarrer, sondern ich daS Domino ete. gesungen, beruhigte er die Gcmeindeglicder und lobte ihre Anhänglichkeit an ihren Geistlichen. Ich hingegen wurde auf das Rathhaus bestellt, wo man mir sagte, ich solle am an dern Morgen wieder kommen, um mich wegen meiner politi schen Umtriebe, sowie wegen des Absingens von jenem Kir chenlied?, zu veraiitworten. Im Hauk'schen WirthShause war ich Abends mit Lintz und Andern munter zusammen. In der Nacht zwischen 1 und 2 Uhr wurde ich jedoch von Lintz in meiner Wohnung verhaftet und, hart geschlossen, von einem reitenden Gendarmen, ohne daß man mir nur erlaubte, Was ser zu trinken, forttransportirt bis nach Frankcnstcin und von da durch einen andern Gendarmen nach Kaiserslautern. Am 31. Mai AbcndS wurde ich entlassen. Lintz ist ein braver Mann und ich kann nur Löbliches von ihm sagen. Er erbot sich, meiner Frau soviel Geld zu geben, als sie brauche. Bei meiner Verhaftung gab er mir den Vcrhaftsbefehl zu lesen und sagte, er müsse eS thun. Die Entlastungszeugen : Dr. Lommel, Bürgermeister Ar nold , Adjunkt Antz, Michael Wolf, Johann Georg Oettle, Peter Reinbold und Peter Hartman» geben sämmtlich dem Angeklagten ein gutes Zeugniß , bestätigen zum Theil , daß der eigentliche Zweck der Züge nach Neustadt und Landau ursprünglich unbekannt gewesen und daß die Verhaftung des Lehrers Müller von dem Angeklagten mit innrem Widerstreben auf Befehl Millich s vorgenommen worden sei. In der heutigen Sitzung stellte der Präsident nach den Vorträgen der Staatsbehörde, des Vcrtheidigers und dem Nesume die drei auf das Verbrechen des Hochverraths bezüg lichen Fragen. Nach einer Berathung von fünf Minuten gaben die Geschworenen durch ihren Obmann Martin Lamarche, Gastwirth in Blieskastel, die Erklärung des Nicht schuldig ab, worauf der Angeklagte in Freiheit gesetzt wurde. *** Zweibrücken, 8. Juli. Auf der Anklagebank sitzt heute Ludwig Fuhrmann, 27 Jahre alt, Gerber in Pirma sens, unter der Anschuldigung der Mitwirkung wissentlicher Theilnahme und Hilfeleistung an den drei den Haupturhebern zur Last fallenden Attentaten zum Umstürze und zur Aendcrung der Staatsiegierung , zur Bewaffnung der Bürger und Landcsbcwohiier gegen die verfassungsmäßige königliche Ge walt und zur Erregung deS Bürgerkriegs und zwar dadurch, daß er als Hauptmann der Pirmasenser Mobilgarde mit seiner Schaar ErekutionSzüge nach Schönau, Fischbach und Bundenthal machte, dabei Gelder von den Gemeinden erpreßte, einen Verhaftsbefehl gegen Ferdinand Mischler von Peters bächel erlassen, zu dessen Vollziehung Bewaffnete absendete und den Verhaftsbefehl erst gegen Bezahlung von 9 fl. 20 kr. zurücknahm , mit einer Schaar seines Corps nach Bobenthal und St. Germannshof zog , der dortigen Zollschutzwache ihre Waffen gewaltsam wegnahm , den Grenzaufseher Rolle verhaftete und gefangen mit sich führte, endlich dem kgl. Forst meister in Pirmasens, dem k. Revierförster in Erlenbrunn und dem StationSgchilfen Linz vom Bcckcnhofe gewaltsam ihre Waffen abnahm. Als UrthcilSgcschworcne gingen aus der Urne hervor : 1) Ruff, 2) Häfele, 3) Schmidt, 4) Reichel, 5) Brock, 6) Schneider, 7) Freidinger, 8) Lamarche. 9) BibuS, 10) Wiß, 1t) Hertel, 12) Klug. Rekusirt wurden von der Staatsbe hörde : 1) Pohl, 2) Dümmler, 3) EnderS , 4) Kaul und 5) GcnteS ; von Seite deS VerthcidigerS: 1) BooS, 2) Stett, 3) Orth, 4) Kappclmann, 5) Laforct und 6) Lavalle. Verthcidigcr ist Anwalt Gink. Nach Verlesung deS Anklageaktes zc. wurden 27 Belastungs» und Entlastungszeugen vorgerufen und mit dem Zeu genverhör begonnen. Der Entlastungszeuge Johann Nikolaus Ackermann, ka< tholischer Pfarrer in Fischbach, wird krankheitshalber zuerst vernommen, derselbe sagt aus, wie folgt : Als ich vom Got tesdienst aus der Kapelle nach Hause kam , war die Mobil garde von Pirmasens da ; vom Angeklagten wußte ich nicht, daß er da war. Einige bekannte Leute sagten mir, eS sei gut, wenn ich am FrvhnleichnamSfest keine Prozession abhalte wegen der Unordnung, die es geben könne ; ich aber wider sprach ihnen und machte Anordnungen zur Prozession. Die Befürchtungen erwiesen sich als unwahr. Angeklagter und seine Leute präsentirten bei dieser Feicr und schössen ihre Ge wehre ab, das alles war denn gut und aus Anerkennung ihres guten Verhaltens ließ ich ihnen Branntwein geben. Als ich den Rcvierförster Pausch besuchte, war Angeklagter zugegen, den ich nun näher kennen lernte. Während deS Gesprächs sagte dieser, wenn nur das Ding mit Ferdinand Mischler in der Reihe wäre, eS thue ihm leid, diesen (hier zeigte er mir einen Verhaftsbefchl) vollziehen zu müssen, oder wenn doch nur die ErccutionSkosten von 20 Franken bezahlt wären. Ich gab dem Buben von Pausch meinen Geldschlüs sel, er solle in mein HauS gehen, um bei meinen Leuten das Geld zu holen ; darauf gab ich dem Angeklagten die ver langten 9 fl. 20 kr. und die Freischärler zogen fort; sie waren 8 Tage da, benahmen sich nicht allein bei der Prozession son dern überhaupt gut, und ich sage es war gut, daß sie da waren. Ich gab ihnen auch einmal, als sie Front machten, etwas zu trinken , was gewiß bei einigen von ihnen auch gut angewendet war. Belastungszeugen: Ludwig Gilardone, k. Polizeikommissär in Pirmasens. Angeklagter verheirathete sich im Jahre 1846. Im Jahre 1847 entfernte er sich von HauS, weil, wie ich hörte , sein Geschäft nicht gegangen und er wegen betrügeri schem Bankerott in Untersuchung gekommen sein soll. Bei dem Einfall im Badischen, ich weiß nicht ob unter Struve oder Herwegh , soll er sich auch betheiligt haben ; später er zählte er selbst davon. Während der Bewegung wurde er zum Hauptmann der Mobilgarde gewählt , soll Waffen weg genommen und Erckutionszüge in den Kanton Dahn mitge macht haben. Spezielle Handlungen oder Ercesse weiß ich nicht von ihm ; er war mir zwar als leichtsinnig beschrieben, ich halte ihn jedoch nicht für sähig , einen solchen Bankerott zu machen , was sich auch in der Untersuchung herausgestellt haben wird. — Angeklagter leugnet, je flüchtig oder im FallimentSzustand gewesen zu sein. Der Zeuge werde nicht sagen können, daß er nnr irgend Jemanden etwas schuldig sei. Ebenso bestritt er, Antheil an dem Einfall ins Badische genommen zu haben ; er sei zwar dort, angeblich als Agent , verhaftet, jedoch wieder entlassen worden. (Schluß der Sitzung.) ** Zweibrücken, 8. Juli. Durch Urthcil deS kgl. AppcllationSgerichts vom 5. l. MtS. ist die durch : 1) Jakob