250 Weber sich t . Zur deutschen Kunstgeschichte . ( Schluß . ) Notizen . Politische Nachrichten . Telegramme . Zur deutschen Kunstgeschichte . Von Dr. E. Förster . ( Schluß . ) ---- Vermischtes . Man werfe mir , fährt Wauters fort , keine übertriebene Begeister ung vor ; das Gefühl , das ich ausspreche , beherrscht mich , reißt mich wi der meinen Willen fort . Seit sieben Tagen habe ich bereits das Mei sterwerk Bellegambe's betrachtet , und sehe es täglich von dem Glanze umstrahlt , welchen allein das Genie über seine Werke zu verbreiten weiß . Die unsterblichen Tafeln der Anbetung des Lammes zu Gent , der Reli quienkasten der heiligen Ursula , der den größten Reichthum des Hospitals zu Brügge bildet , haben ihren wohlthätigen Einfluß noch lange nach dem Tode von Memlint und ferne von Brügge und Gent geübt . Die großen Eigenschaften , die sie unserem Künstler aus Douai eingeflößt , und welche die italienische Kunst bei ihm erhöht hat , ohne hiedurch seine Manier herabzusetzen , berechtigen zu dem Beinamen des Meisters der Farbe , welcher ihm im sechzehnten Jahrhundert gegeben wurde . Sein Name war leider längst vergessen ; aber er wurde aufgefunden durch eine glück liche Erwähnung der berühmten Namen von Memlink und Mabuse von Seiten mehrerer Schriftsteller und Alterthumsforscher , welche einstimmig den Maler des Altarbildes zu Anchin in die erste Reihe der niederländi schen Künstler stellten . Neuere Untersuchungen schreiben zwei Triptychen dem Bellegambe zu , die mit dem oben erwähnten Gemälde große Aehnlichkeit haben . Sie sind auf Befehl des Abtes eines Klosters in der Nachbarschaft von Douai ausgeführt , von Jacob Coene , welcher in Marchiennes von 1501 bis 1542 regierte . Geschont in der französischen Revolution , gehören fie gegenwärtig : das erste dem Doctor Teffe von Douai ; das zweite dem Decan d'Disy - le - Verger . Auf jedem zeigt das Mittelfeld die Gruppe der Dreieinigkeit , wie sie auf dem Altargemälde von Anchin ist , und der Tafel links , Jacob Coene , knieend vor einem Betſtuhl , hinter sich seinen Schußheiligen und einen Engel , der sein Wappenschild hält ; das ist : ein silberner Balken mit zwei goldenen Kleeblättern und einer ebensolchen Muschel in der Mitte . Auf der Höhe der Tafel find andere Wappen gemalt : ein blaues Schild mit drei schwarzen Hähnen und in der Mitte ein komet . Die Tafel zur Rechten aber ist in beiden Triptychen ver schieden . Auf dem ersten sieht man , knieend und von ihren Patronen begleitet , einen Mann in einem langen Mantel und eine Dame ; nach ihren Wappen zu schließen , sind dieß die Aeltern des Abtes . Auf dem zweiten Triptychon sieht man einen Geistlichen im Chorhemd , mit St. Petrus zur Seite , und neben ihm ein blaues Wappenschild mit zwei gol denen Augen und ebensolchen Thränen . Nach dem Abte Dehaisnes , dem ich alle diese Einzelnheiten verdanke , hat das Bild zu viel aushalten müſſen , als daß man seinen wirklichen Werth schäßen könnte ( ? ) . In der Auffassung und Ausführung steht es niedriger als das Altarbild von An chin ; doch scheint es von demselben Künstler herzurühren , aber aus einer früheren Epoche . M. Escallier und einige französische Kritiker haben das Gemälde von Anchin Memlink zugeschrieben . Aber wie bereits bemerkt wurde , konnte Memlink , welcher spätestens bis 1499 gelebt , nicht an einem Werk arbeiten , das unzweifelhaft von dem Abte Cokin zwischen 1507 oder 11 und 1546 angeordnet worden ist . Die Wahrheit tam unvermuthet an den Tag . Kaum drei Tage nach meiner Rückkehr nach Brüffel fand ich auf der t . Bibliothek ein Document von ganz bestimmter Glaubwürdig feit , das alle in dieser Hinsicht bestehenden Zweifel aufhebt . In einer Handschrift , betitelt Denkschreiben an den Abt und die Religiosen 2c . c . von Anchin , vom Jahre 1600 lieft man folgende merkwürdige Stelle : ,, Die ausgezeichnetsten Gemälde befinden sich auf der Tafel des großen Altares , gemalt durch den trefflichen Maler Bellegambe , welcher auch das Bild in der St. Morit - Capelle und mehrere andere Tafeln gemalt hat . Aber noch weit bewunderungswürdiger in Zeichnung und Ausführung ist das Grab Chriſti , das Altarbild der St. Katharinen Capelle und der hl . Kreuzcapelle , welches der Abt Peter Toulet hat machen lassen . " Diese Stelle läßt , denke ich , keinen Zweifel übrig . Geschrieben von einem Mönch der Abtei , nur fünfundfünfzig Jahre nach dem Tode des Abtes Cotin , zu einer Zeit , als die Nachrichten über Bellegambe noch nicht verwischt waren , bietet sie einen vollkommen glaubwürdigen Nach weis dar . Obwohl der Gegenstand des Gemäldes nicht genannt ist , bezeugen . doch zwei Umstände , daß es sich hier um unser Polyptychon handelt . Man weiß , daß dieses lettere früher den Hauptaltar der Klosterkirche schmückte ; die Handschrift erwähnt außerdem noch , daß die Tafel von Bellegambe aus doppelten Flügeln bestand ; nun zeigt aber das Polypty chon eben diese seltene Einrichtung . Karl der Große ist daselbst unter den Zügen des Kaisers Maximilian dargestellt , der im Jahre 1519 starb , und man könnte daher mit einiger Wahrscheinlichkeit annehmen , daß Bellegambe sein Bild zu jener Zeit gemalt habe . Da doch einige Höflichkeit sich selbst unter die schönsten Dinge mischt , so würde außerdem der Maler dem berühmten Herrscher wohl cher die Züge von Maximilians Nachfolger , von Karl V. , gegeben haben , welcher zugleich auch Fürst der Niederlande war . Die wahrscheinliche Zeit der Ausführung des Gemäldes ist wohl zwischen 1511 und 1519 . Die bezeichnete Handschrift enthält noch andere Einzelnheiten über das Kloster und über Kunstgegenstände , welche dasselbe schmückten . Das Gebäude selbst , so weit man aus der Darstellung desselben auf dem Polyptychon schließen kann , gehört dem Uebergangsstyl an . Die folgenden , wörtlich angeführten Angaben dürften wohl nicht ohne Inter effe für Alterthumsforscher sein . ,, Die genannte Kirche , die , Gott sei Dank , noch besteht , ist 349 Fuß lang und 85 Fuß breit ; aber in der Kreuzung des Chores 190 Fuß . Das Schiff hat die Länge von 85 Fuß . Von dem Fußboden bis zur Decke beträgt die Höhe 83 Fuß . Da sind ferner acht Säulen , deren jede 14-15 Fuß hoch ist , Capital und Fußgestell ungerechnet , und von 8-9 , Fuß im Umfang . Ebenso sechs andere Säulen , 16 18 Fuß hoch und 5-6 % Fuß im Umfang . " Der Abt Simon II . beschränkte sich nicht darauf , die Abteikirche zu vollenden ; er schmückte auch den Chor mit Chorſtühlen , die für die schön ſten im Lande galten , und er erneuerte beinahe alle kirchlichen Baulich keiten : einen großen Weinkeller von der Länge des Klosters , das Refecto rium , welches diesen Keller bedeckt , einen Schlafsaal u . s . w . Unter den Nachfolgern Simon's zählte die Gemeinde einige Künstler von erstem Range . Im Jahre 1262 führte einer derselben , Nicolas , Sohn eines Goldschmiedes zu Arras , für den Hauptaltar der Kirche ein Altarblatt von vergoldetem Silber aus , welches mit dreihundertundfünfzig Edelsteinen geschmückt war , und silberne Statuen der Apostel mit ihren Kennzeichen , aus dem reinsten Golde gearbeitet ; weiter höher darüber sah man die Dreieinigkeit und die Jungfrau , eine Gruppe aus vergolde tem Silber , welche von drei prachtvollen Saphiren schimmert . Vielleicht war es das Gerücht von diesem Meisterwerk , welches das Stift von Ni velles bestimmte , einen Arbeitsgenossen von Nicolas zu fragen , wo man wohl die Reliquien der heiligen Gertrude niederlegen sollte ? Bis zum Sonntag vor St. Matthias im Jahre 1272 wurde diese Arbeit den Goldschmieden Colars oder Nicolas von Douai und Jaquemon oder Ja fob von Nivelles zu vollenden aufgetragen . Ihr Werk besteht noch ge genwärtig und zeugt von ihrem Geschmack und der Kunstfertigkeit , welche fie in ihren Händen besessen . ―――― - Die großen gemalten Compositionen erscheinen nicht vor dem fünf zehnten Jahrhundert . Der einunddreißigste Abt , Pierre Toulet ( 1448 bis 1464 ) , und fein Nachfolger , Hugo de Lohes ( 1464-1490 ) , hatten großen Vortheil von der bedeutenden künstlerlischen Bewegung , welche sich damals in unserer Heimath zeigte . Hugo ließ in der Capelle St. Maria Magdalena ,, alle Prälaten von Anchin bis auf sich " malen . Wir haben oben erwähnt , daß die Sculpturen und Malereien aus der Zeit feines Vorgängers für die schönsten des Klosters galten . Im Jahre 1506 , als die Bilderstürmer den größeren Theil der Kirchen und Klöster von Flandern zerstörten , drohte Anchin das gleiche Loos , allein die Niederlage der Plünderer bei Marchiennes rettete es vor der Zerstörung . Unter der Regierung von Erzherzog Albrecht und Isabella finden wir endlich ein geschichtliches Document über die Abtei . Danken wir dem bescheidenen Schriftsteller , welcher uns das Ge dächtniß der Arbeiten von Bellegambe aufbewahrt hat , und stellen wir ihn in dankbarém Angedenken an die Seite des edlen Doctors , dem die Stadt Douai den Besitz eines der merkwürdigsten Werke der ersten flam = ländischen Schule verdankt . Vermischtes . ** ( Von der Isar . ) Wenn ein Verein einmal vierzig Jahre gewirkt hat , so lohnt es sich wohl , auch wohl einen Blick in seine Ge schichte zu thun . So hat der Münchener Kunstverein kürzlich sein vierzigstes Lebensjahr zurückgelegt . Im Jahre 1824 von 275 Mitglie = dern gegründet , hatte er Ende 1863 eine Mitgliederzahl von 3228 er = reicht . Gegenwärtig gehört beiläufig unter je vierzehn Familien Mün chens Eine zu den Vereinsmitgliedern . Während seines ganzen Bestan des nahm der Verein 1,156,449 fl . ein , gab 1,149,577 fl . aus , und hat