Abendblatt Das Abendblatt der Reuen Münchener Zeitung erſcheint täglich. Seden Samſtag jird demſelben ein Unterhaltungsblatt in Stärke eines ganzen Bogens groß8. be gegeben. Auf letzteres beſteht auch ein jenes Abonnement, und kann daſſelbe durch alle Poſten und Buchhandlungen des Freitag. Wl e b er ſich t. M ü nchener Kunſt bericht. - Zur ob er pfälziſchen Eiſenbahn frage. – Aus dem Gerichtsſaal. Telegramm Politiſche Nachrichten Münchener Kunſtbericht. G) Den Reigen der Figurenbilder auf der Ausſtellung des Kunſt vereines wollen wir dießmal mit Moßdorf eröffnen, der mit dem von ihm gewählten Gegenſtande: Schneewittchen im Glasſarge von Zwergen bewacht, und von dem Königsſohne gefunden, ſich am weiteſten von der realen Welt entfernt hat. Der Künſtler liebt die Stoffe, die der Märchen und Zauber-Sage entnommen ſind, und hat ſich deßhalb auch die Manier der Darſtellung desjenigen Künſtlers anzueignen geſucht, der ſich als Ro mantiker den Ruf und den Lorber der höchſten Vollendung ſiegreicher rungen hat, des Meiſters Schwind. Ob es nun Hrn. Moßdorf gelang, ſein ſelbſtgewähltes Vorbild zu erreichen, und gleich ihm den Zauber der Sage in ſein Bild zu legen, ob er das Ideal jungfräulicher Schönheit, als welches Schneewittchen gedacht wird, zu erreichen vermochte, ob er in ſeine Zwerggeſtalten Humor und zugleich Trauer zu legen verſtand, und ob in dem Auge des Königsſohnes der verklärte Strahl der Liebe blitzt - das müſſen wir wohl bezweifeln. Neben allen achtungswerthen Anläufen zum Idealen und Romantiſchen hängen ſich doch die Technik, die Behand lung, die Wahl der Farbe, ja das noch nicht überwundene Studium des menſchlichen Körpers als ſo herabſtimmende Bleigewichte an das Aufſtre ben des genannten Künſtlers, daß ſein guter Wille unmöglich zur ge wünſchten Geltung kommen kann. Wir haben früher ſchon einmal aus zuſprechen Urſache gehabt: Nicht Jeder, der Schwind'iſch zu malen und zu fühlen gedenkt, hat ſich vorher ſattſam geprüft, ob er zu dieſer ſchwe ren Aufgabe auch das Zeug beſitzt; durch die Nachahmung der Aeußerlich keiten eines großen Künſtlers iſt der Geiſt, der ſeine Werke belebt, noch lange nicht in die ſeiner Nachbildner eingezogen. Einen wohlthuenden Contraſt hiegegen bildete v. Hagn's Archiv eine ſäulengeſtützte Halle, in welcher zahlreiche Urkunden und Folianten, Stammbäume längſt verloſchener Familien und ſonſtige Antiquitäten auf gehäuft ſind. Ueber einem rieſigen mathematiſchen oder aſtronomiſchen Werke ſtudirt der Archivar, deſſen hagere gebeugte Geſtalt ganz mit ſeiner Um gebung harmonirt. Das Ganze iſt mit ebenſo viel Fleiß als Feinheit und Eleganz der Ausführung behandelt, wie wir es an v. Hagn's geiſt vollen Bildern gewöhnt ſind; auch die von ihm ſonſt beliebte Verſchwom menheit der Contouren und Lichteffecte iſt hier in wohlthuender Weiſe vermieden worden. A. Kölbl und J. Bergmann führten uns häus liche Scenen aus unſern Bergen vor. Erſterer zeigt einen beurlaubten oder einquartirten Soldaten, der auf dem Herde ſitzend einer alten Bäuerin durch einige handgreifliche Artigkeiten einen Teller voller Schmalznudeln abzuſchwatzen verſucht hat, und wie die Situation zeigt, ſeines Sieges gewiß ſcheint. Iſt nun dieß Motiv gerade kein beſonders glückliches zu nennen, ſo iſt doch die Ausführung desſelben wohl gelungen, und der Ausdruck der beiden Köpfe ſowie das Arrangement des Ganzen recht ge fällig; Bergmann's Bildcten zeigt eine ſpinnende Bäuerin, der ihr Töch terchen aus einem Schulpreiſe vorliest. Gedanke und Ausführung erhe ben ſich nicht über das Gewöhnliche. Pfeiffer führt uns vor das Thor eines Landſtädtchens, vor welchem ein Jahrmarkt ſeine Zelte aufgeſchlagen hat. Aus dem Thore zieht ſoeben eine Bärentreiberbande; in ihrem Ge folge das unerläßliche Cameel und ein paar coſtümirte Affen und Hunde. Ueber dieſem erbarmungswürdigen Anblicke werden ſelbſt ein paar Pferde ſcheu, die ein Bauer eben zur Stadt bringen will; über die ſcheuen Pferde ºder entſetzen ſich ein paar Schweine, die, von einer Bäuerin an einem Stricke geführt, nun nach entgegengeſetzten Richtungen auseinander ſtäu " und ihre Lenkerin zu Boden werfen; in dieſen unvermutheten Fall wird auch noch ein Schubkarren mit Liqueurflaſchen mit hineingeriſſen. Der Gedanke ºerräth viel Humor – leider hält die Ausführung nicht in allen Theilen hiemit gleichen Schritt. Der Aufbau und die Bewegung, namentlich des einen Piedes, läßt viel Bedenken übrig, ebenſo fehlte ihm, wie denn Hintergrunde des Bildes, den Buden unter grünem Laubdache, die Geduld der Ausführung und die Wahrheit der Farbe. Wir haben jedoch UY Meuen Münchener Beitung. MNT- SD f CDG. In- und Auslandes bezogen werden. Das Abonnement hiefür beträgt für München ganzjährig 3 ſ., halbjährig 1 ſ. 30kr.; für ein durch die Poſt bezogenes Exemplar Ä 3 ſ. 30 kr. halbjährig 1 ſ. kr. elne Nummern koſten 6 kr. ZB. Mai 1SG11. von Pfeiffer ſchon ſo vollendet gute Bilder geſehen, daß wir glauben, es ſei das dießmalige lediglich zu früh zur Ausſtellung gewandert. Das Landſchaftsfach wird durch eine meiſterhafte, ſtimmungsvolle Anſicht des Iſarthales bei Ebenhauſen von Morgenſtern's Hand in würdigſter Weiſe vertreten. Vorüberziehende Regenſtürme, wie ſie der vergangene Sommer ſo reichlich brachte, ließen der Sonne gerade ſo viel Zeit, um einen thränenſchweren Blick auf die waldigen Ufer und den grünen Fluß zu werfen – ſie wird gleich wieder hinter dem grauen Ge wölke verſchwinden. Dieſen Moment hat der Künſtler mit kühner und ſicherer Hand erhaſcht und meiſterhaft wiedergegeben. Auch Bauer gefiel ſich in der Darſtellung eines wilden Gewitters, das unglückſchwanger über einen rauſchenden Eichenwald und eine weite von einer Burg beherrſchten Gegend daherbrauſt. Ein kleines Wäſſerchen zieht durch die Felſen, auf denen die Eichen thronen; an deſſen Ufer entſpinnt ſich ein Reitergefecht, deſſen Lärm ſich mit dem Grollen des Himmels vereinigt. Wäre dieſe Staffage im Verhältniß zum landſchaftlichen Theil nicht etwas zu klein angelegt worden, ſo wäre die Anordnung, Ausführung und die poetiſche Idee des Gemäldes eine vollkommen gelungene zu nennen. Die Anſicht einer Kloſterruine aus der Umgegend Moskau's, mit zahlreicher Staffage, brachte J. Weiß, v. Hofſtetten eine Partie am Thumſee bei Reichen hall, Wolfinger den Hechtſee bei Oberaudorf, ſämmtlich in Ausführung und Arrangement rühmenswerth; Müller's Entenfall und ein verendeter Haſe, über deſſen Leiche drei lüſterne Raben ein concilium medicum halten, endlich Bachs Pferdeporträt waren recht verdienſtliche Leiſtungen Zur oberpfälziſchen Eiſenbahnfrage. (Aus dem oberen Vilsthal.) So ſehr die Anſichten über die Richtung der in der nördlichen Ober pfalz nothwendigen Bahnlinien bisher auch auseinander gehen mochten, darin waren alle einig, daß neben möglichſt directer Vermittelung des all gemeinen Verkehrs auch den localen Intereſſen der Oberpfalz Rechnung getragen werden müſſe, und daß unter denſelben der Bergbau, und haupt ſächlich die Eiſeninduſtie, die erſte Stelle einnehme. Um dieſen doppelten Zweck zu erreichen, genügen zwei Bahnlinien, die eine von Bayreuth über Vilseck gegen Amberg, zum Anſchluß an die Oſtbahn bei Altmannshof, und die andere von Vilseck über Weiden nach Eger. Dieſes Project entſpricht allen gerechten Anforderungen, welche an die Vermehrung der oberpfälziſchen Bahnlinien nur immer gemacht werden können, wie wir in Nachſtehendem näher ausführen wollen. In Bezug auf den allgemeinen Verkehr vollendet das Project zwei Weltſtraßen, die eine von Nordweſten nach Südoſten, durch Einſetzung des fehlenden Gliedes in der kürzeſten Richtung Bayreuth-Amberg, und die andere von Nordoſten nach Südweſten gegen Nürnberg, durch Herſtellung der Strecke Eger-Weiden-Vilseck-Sulzbach, wodurch zugleich, wenn auch vorerſt auf einem kleinem Umweg von Weiden über Amberg nach Schwan dorf, die Bahnverbindung zwiſchen Eger und Regensburg hergeſtellt iſt. Ueber die Nothwendigkeit der Bayreuth-Amberger Linie hat die Han delswelt längs entſchieden, und es haben ſich erſt kürzlich wieder gewichtige Stimmen in öffentlichen Blättern, z. B. in Nr. 54 der Allg. Ztg. (Beilage), für dieſe Strecke erhoben. Dieſelbe ſtellt die Verbindung zwiſchen den Nordſeehäfen und den norddeutſchen Handelsplätzen mit den Donauländern und dem adriatiſchen Meere auf kürzeſtem Wege her, und wird eine der wichtigſten Verkehrsſtraßen des Continents, und dieß zwar um ſo mehr, als die ſeit Jahren angeſtrebte Erbauung einer Eiſenbahn von Göttingen nach Gotha zum Anſchluſſe an die hannover'ſche Südbahn im Norden und an die Werrabahn im Süden nun geſichert erſcheint, wodurch eine neue um 21 Meilen kürzere Linie zwiſchen Bremen und Lichtenfels erzielt wird. Die Egerer Bahn macht uns das Egerer Kohlenbecken zugänglich, verkürzt den Weg zu den böhmiſchen Bädern, und vermittelt den großen Handelsverkehr von Eger, dem Einmündungspuncte projectirter Bahnen in der Richtung von Plauen und Falkenau, nach Nürnberg, und ſofort nach dem Bodenſee, der Schweiz und dem ſüdlichen Frankreich, zwiſchen Danzig und Marſeille, zwiſchen der Oſtſee und dem mittelländiſchen Meere. Auf dieſer Eger - Nürnberger Linie treffen wir, bis auf einige von den Terrainverhältniſſen, gebotene Abweichungen, wieder die alte Nürnberg Egerer Straße, wie ſie zur Blüthezeit des deutſchen Handels beſtand, als - - - - - - -