Neue Münchener Beitung. Abonnementspreis für München auf das Morgen-, Abend und unterhaltungsblatt: Ganzjährig 7 ſ... halbjährig 3 f. 30kr vierteljährig 2 ſ. Für ein durch die k. Poſt bezogenes Ere ganzjährig 8 fl, halbjährig 4ſ verehrg 2 ſ. Für j Enjland, Spanien und die überſeeiſchen Länder man bei 6.A. ALEXANDER in Straßburg in Pº ÄTIOTHE FFG IA. \'CNYCENSIS - - - - - - - Dienſtag. A e b er ſich t. Zum neuen Jahre. Aus Italien. CDeutſchland. München (von der Kammer der Abg.) Coburg (fortgeſetztes Zuſammenwirken mit Bayern). Preußen (zum Siteber' ſchen Proceſſe. Zur Verwirrung in Italien). Aachen (ein Zeichen der in Frankreich herrſchenden Meinung). Belgien. Seltſame franzöſiſche Münzen. Großbritannien. Toleranz in England. Montenegro. Conflict uit den Türken. China. Die alliirten Truppen in Peking. Dienſtesnachrichten. Neueſte Poſten. Telegramme. Börſen- und Handelö-Nachrichten. Zum neuen Jahre. Aequam memento rebus in arduis Servare mentem . . . . . . . . . Die in dem vorangeführten Satze des altrömiſchen Dichters liegende Mahnung möchten wir beim Eintritte in das neue Jahr unſern Leſern nicht blos, ſondern allen Deutſchen überhaupt ans Herz legen. Je ſchwie riger und gefahrdrohender die allgemeine Weltlage ſich geſtaltet, um ſo weniger darf man weder der Furcht noch der poffnung allzu ſehr Raum geben. Es gilt vielmehr, ſich die Ruhe des Gemuthes zu bewahren, welche allein die Klarheit des Blickes gibt, die uns die Dinge in ihrer wahren Geſtalt erkennen läßt, und zugleich den Muth und die Kraft verleiht, den Stürmen die uns noch bedrohen, entſchloſſen die Stirne zu bieten. Daß neue Stürme über Europa hereinbrechen und wahrſcheinlich un ſer deutſches Vaterland vorzugsweiſe berühren werden, das ſuhlt ſaſt in ſtinctmäßig jedermann. Das böſe Princip, das in Italien der Gewalt zum augenblicklichen Siege über das Recht verhalf, und dort eine Maſſe von Unkraut ſäete, das in Jahrzehnten noch nicht wieder vollſtändig aue zureuten ſein wird, will nicht auf halbem Wege ſtehen bleiben. Schon ſtreckt es ſeine Polypenarme weiter aus, und möchte, ſei es durch Liſt oder Gewalt, auch Venetien in ſeine Macht bekommen, um alsdann den ſchon längſt iné geh im ins Einverſtändniß gezogenen Mißvergnügten unter den Völkerſchaften jenſeits der Adria, an der untern Donau und bis nach Polen hinauf die Hand zu reichen, und ſo das Netz feindſelig geſinnter Elemente um uns her zu vollenden. Wir müſſen alſo darauf gefaßt ſein, uns Feinde auf allen Seien erſtehen zu ſetzen. Gegen Oeſteueich wird der Kaupf noch einmal eroff net: uns aber gilt er. Wollen wir ihn beſtehen, ohne darin zu unter liegen, ſo müſſen wir alle zuſammenſtehen: unſere Einigung allein iſt die Gewähr für die Möglichkeit unſeres Erfolges. Alſo weg mit allem inneren Hader und Streite! Mögen die Lehren, die aus den traurigen Erfahrungen der letzten beiden Jaye fur uns hervorgegangen, nicht unbenützt bleiben! Uner Auer Heil und Rel tung ſind dadurch bedingt. Unſere Fuſten haben im abgelaufenen Jahre wiete holt die Bruderhand ſich gereicht; die Völker werden ihrem Beiſpiele folgen, wenn der Ruf zum Kampfe fur des gemeinſamen Vaterlandes Recht, Unabhängigkeit und Integrität an ſie ergehen wird. Wir betrachten es als ein Zeichen von guter Vorbedeutung, daß auch Oeſterreich noch vor dem Schluſſe des Jahres 1860 ganz enchieden die Babu der Reformen und des verfaſſungsmäßigen Fortſchus beſchruten hat: Möge ſeine innere Erträtigung die Folge davon ſein! Was Oeſter ºh an Stärke gewinnt, kommt Deutſchland zu gute, deſſen ſicherſter Duck halt es iſt. Unſer liebes Bayern aber wird, was auch kommen mag, ſeine alte Tüchtigkeit benähren. Im feſten Zuſammenhalt ſtehen Koj und Volk ſich gegenſeitig verauend eu zuſammen, ud an dieſem Wue werden ÄSumwogen, wie hºch ſie auch gehen, zerſchellen. Dazu gebe Gott ſeinen Schutz und Segen! Aus Italien. Aus Gata erhält die „Leipziger Zig.“ ein Prvatſchreiben, wel ches nach einer Schloerung der Venproviantirung der Fſtung is de 3 Muthes und der zuverläßigen Treue der von ihren ſchlechten Beſtandthei º geäuerten Ganſon ſagt: „Das bewudensa ürdigſte Bep.cl von Muth, Standhaftigkeit und Selbſtaufopferung bietet aber unſere de Kö or gen blatt.) Nr. 1 - demſelben ? Cour du Commeree St. Andrée des Arts, in London bei J. J. Ewer & Co., 390 0xford Street, welche auch Inſerate und Anzeigen aller Art beſorgen. Inſerate werden von der Ex pedition in München, Briennerſtraße 11 im Knorrhauſe aufgenom men, und der Raum der dreiſpaltigen Petitzeile mit 4 kr. berechnet. Einzelne Rummern des Morgen- oder Abendblattes koſten 3 kr. 1. Januar 1861. . nigin dar, dies Muſter einer deutſchen Frau, auf welche jeder Deutſche mit Recht ſtolz ſein darf. Selbſt als die ſardiniſchen Batterien uns tüch tig mit Bomben bewarfen und es überall in Gaeta frachte und blitzte und die Flammen der Feuersbrünſte an mehreren Stellen aus den Dächern ſchlugen, verlor die hohe Frau keinen Augenblick ihre Standhaftigkeit.“ Sie gönnte ſich nur wenige Stunden Rube und weilte Tag und Nacht faſt in den Lazarethen, die Pflege der Verwundeten beaufſichtigend, ja mitunter ſogar ſelbſt Hand beim Verbinden mit anlegend, wenn es gerade an anderweitiger Hilfe für den Augenblick fehlte. Mit unbeſchreiblicher Begeiſterung hängen aber auch alle unſere Soldaten an der Königin, und. beſonders gar die Deutſchen verehren ſie wie eine Heilige. Kürzlich war ein beyeriſcher Soldat von einer zerplatzenden Bombe ſo ſchwer getroffen worden, daß ſein Tod in wenigen Stunden zu erwarten ſtand. Der Un glückliche bat dringend, er wolle die Königin vor ſeinem Tode noch ein mal ſehen, da er eine wichtige Bitte an ſie zu richten habe. Da es Nacht. war, ſo zauderte man anfänglich, die Königin zu wecken, allein da der Verwundete gar ſo dringend bat und es zu befürchten ſtand, er werde den Morgen nicht mehr erleben, ſo ging ein Arzt zu einer Kammerfrau, und dieſe weckte ohne weiteres ihre Gebieterin. In ſehr kurzer Zeit erſchien, die Königin ſchon im Lazareth und ſetzte ſich an das Bett des verwundeten bayeriſchen Soldaten um ſeine letzten Wünſche zu vernehmen. Ein Freu denſchimmer ſoll das Geſicht des Sterbenden verklärt haben und er hat dann in bayeriſcher Mundart der Königin zugeflüſtert: er ſei aus einem Dorfe im oberbayeriſchen Gebirge und habe dort eine Braut und ein mit ihr erzeugtes Kind, und wolle nun die Königin bitten, dafür Sorge zu tragen, daß ſein Guthaben am Capitulationsgeld und einige Erſparniſſe, die er gemacht, an dieſe Braut richtig geſandt würden, damit ſie keine. Noth leide und ſein Kind gut erziehen könne. Mit Thränen in den Au gen hat die Königin verſprochen für ſeine Wünſche zu ſorgen; dankbar. hat der Sterbende ihr noch die Hand gedrückt und iſt bald darauf ruhig ver ſchieden. Muhig und gefaßt und ein nachahmungswerthes Beiſpiel der größten Standhaftigkeit liefernd iſt auch jetzt der König*). Während des hdftigen Bombardements, welches die ſardiniſchen Belagerungsbatterien ei nige Tage auf uns unterhielten, weilte er ſtets an den gefährlichſten Stellen und wiederholt platzten Bomben ganz in ſeiner Nähe, ſo daß die Stücke um ihn herumflogen. Einigen, aber nicht allzugroßen, Schaden hat uns dieß Bombardement zwar verurſacht, doch hat es auf die Widerſtandsfähigkeit von Gaeta weiter keinen Einfluß ausgeübt. Es muß noch ganz anders. kommen, bevor nur von einer Capitulation die Rede ſein kann, und noch. auf lange Zeit, ja hoffentlich für immer wird die königliche Fahne in Gaeta. wehen. Sollte die Feſtung zuletzt gar nicht mehr zu halten ſein, ſo wer den wir ſolche wahrſcheinlich den Franzoſen und nicht den zehnmal mehr verhaßten Sardiniern übergebeu. Hat Louis Napoleon die ſtarke Feſtung erſt einmal in ſeinem Beſitz, ſo gibt er ſie auch nicht wieder heraus. Dem Briefe eines deutſchen Officiers in Gaeta entnehmen wir ferner, daß die Königin fortfährt, der Beſatzung mit dem Beiſpiele dcs Muthes und der Ausdauer voranzugehen. Bei jedem Ausfalle, bei jeder Recognoseir ung begleitet ſie die Truppen bis an die Thore der Feſtung, wo ſie ihre Rückkehr erwartet, um Sorge für die Pflege der Verwundeten zu tragen: Den größten Theil des Tages bringt ſie in den Spitälern zu. Derſelbe deutſche Officier und der General Bosco befanden ſich neulich auf einem öffentlichen Platz, als eine Bombe in ihrer Nähe niedefiel. Einige Bür ger, welche nicht weit von ihnen ſtanden, warfen ſich auf den Boden, um von den Stücken der Bombe nicht getroffen zu werden, welche einen Au genblick darauf platzte. Der General Bosco bemerkte dem Officier, de Grafen K., lächelnd, daß ſie die Einzigen ſeien, welche ſich nicht bange machen ließen; kaum hatte er dies geſagt, als ihm Jemand auf die Schul tern klopfte mit den Worten: „Nicht doch, General, ich bin der Dritte!“ Es war der König! - Die „Kreuzzeitung“ ſchreibt: „Gaeta hält ſich noch immer; der franzöſiſche Admiral Le Barbier de Tinan liegt noch vor der Barre des Hafens. Die Abruzzen ſind in hellem Aufſtande für ihren rechtmäßigen König gegen den Uſurpator; vulcaniſch zuckt es durch das ganze Land diesſeits des Fao, und jenſeits läßt der alte General Fergola die König liche Fahne der Bourbonen luſtig wehen von dem unbezwungenen Walle der Citadelle von Meſſina. Der tapfere alte General in Meſſina, die mu thige junge König in Gaeta, die den rechtmäßigen Erben dieſes ſchönen *) Und doch gibt es deutſche Blätter, die ſich nicht ſchämen, den ſo ſchwer heimgeſuchten Monarchen auch jetzt noch mit Koth zu bewerfen und die gemeinen Lügen über ſeine Perſönlichkeit auszuſprechen. So der „Nürnb. Anz.“ vom 29. De«. Heute erſcheint kein Abendblatt.