« : - - - - - - - - - - - - - Kunſt und Kunſtverein. - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Y. : --- ä4. A „Das iſt der erhabene Beruf der Kunſt, das Geiſtige durch ſchöne Formen zu verſinnlichen, und das Sinnliche durch den Ausdruck des Gei ſtigen zu verklären. Daher beginnt der Verfall der Nationen immer da mit, daß die Kunſt ſich von der Darſtellung des Geiſtigen ab- und der Darſtellung des rein Sinnlichen allein zuwendet, und anſtatt die Nation durch die Bilder des Edlen zu erheben, ſie durch ihre Schöpfungen in den Schmutz der Gemeinheit herabzieht. Dieſem Unweſen entgegen zu treten, iſt die Aufgabe des wahren Künſtlers.“ - Dieſe ernſten, inhaltsſchweren Worte eines würdigen deutſchen Mannes (Hofrath Dr. Zöpfl in Heidel berg) kommen uns immer und immer wiederum in ihrer ganzen, voll wichtigen Wahrheit mahnend zu Sinne, ſo oft wir die neueren und neue ſten Werke und Beſtrebungen der deutſchen Kunſt – oder beſſer geſagt der deutſchen Künſtler – betrachtend ins Auge faſſen, die uns in den wunderlichſten Formen, – gleich dem halbjährig wechſelnden Schnitt eines Modekleides – in Malerei, Skulptur und Baukunft geboten werden. Ein entſchiedener Mangel an nothwendigem, beſcheidenem Selbſtvertrauen – hervorgehend wiederum aus einer bereits „modern“ gewordenen alt klugen Indifferenz gegen die unübertroffenen Schöpfungen im eigenen Vaterlande – führt einen großen Theil unſrer jugendlichen Talente eil fertigen Schrittes in die Fremde, um dort Das zu ſuchen, was nie und nimmer ihr Eigen werden kann; und wir haben vor vier Jahren nicht blos jene denkwürdige politiſche deutſche Geiſtes-Odyſſee nach England und Belgien, nach Schweden und Norwegen, ja ſelbſt bis in die Urwalds Staaten der Union übers Weltmeer hinüber miterlebt, um eine „zeitge mäße“ Verfaſſung für – Deutſchland zu entdecken; ſondern wir ſehen ſelbſt gar viele unſerer zeitweiligen deutſchen „Kunſtheroen“ ſeit noch viel längerer Zeit ſchon, und noch bis zum heutigen Tage, auf einer beſtändigen Wallfahrt nach Mekka, bei Titian und Wappers, bei Ru bens und Verbukhoven, bei Paolo Veroneſe und Delaroche, bei Riedl, Gallait und Rembrandt e. c. abwechſelnd in die Koſt gehen, um dann dem lieben deutſchen Publikum ſo recht „ein Ragout aus Andrer Schmaus zu brauen“, welches dasſelbe ſofort für den Triumph der neuen Kunſt – für jene utopiſche „Vereinigung des Idealismus mit dem Materialismus“ – halten ſoll. Die Bildhauerei wandelt an der Hand einiger ihrer mo dernſten Vertreter einen ſo „natürlichen“ Weg, deſſen nicht allzufernſte Perſpektive leichtlich noch zu einer bloßen Ueberghpſung des als Statue gewünſchten, lebendigen Menſchenkindes führen könnte; und ein nicht ge ringer Theil unſrer „genialſten“ Bravour-Maler ſcheint allen Ernſtes eine neue Methode „anbahnen“ zu wollen, nach welcher – zu Gunſten einer fragranteren ungeſtörten „Wirkung“ – ein Bild eigentlich zuerſt in Effekt geſetzt, gemalt, übermalt, in den Rauchfang gehängt und laſirt – und ſpäter dann erſt gelegentlich erfunden, gezeichnet und getauft werden ſollte! – „Wahrheit! – Natur!“ hören wir – wie anderwärts – ſo auch in der Kunſt, als die ſtereotype Deviſe gerade von Denen am mei ſten im Munde geführt, deren ganzes künſtleriſches Streben, fremden Vorbildern bis zur Aengſtlichkeit nachgebildet, ſich der Darſtellung des rein Sinnlichen unbedingt – ſelbſt bei kirchlicher oder geſchichtlicher Un terlage des Stoffes – zuwendet, ſomit auf Illuſion – d. h. auf Täuſch ung und Unnatur von vorneherein baſirt iſt, und ſo zu ſagen nur mehr in gebrochenem Deutſch zu uns ſpricht. Wir hatten und haben aber annoch unſere eigene, edle und reiche Sprache, und der deutſche Künſtler wird in ſeinem Bilde, das ja auch nur die Sprache ſeines Geiſtes und Gemüthes iſt – nicht etwa jetzt flämiſch, franzöſiſch, welſch oder hollän diſch zum Herzen ſeines Volkes reden müſſen, das noch vor zehn Jahren zu den Werken eines Cornelius, Overbek, Veith, Schnorr, Schwind, Heß, Rottmann, Schwanthaler, Schaller, Ohlmüller und vieler anderer ſeiner würdigen Meiſter ſtolz und freudig hinaufgeblickt hat, mit dem feſten und treuen Glauben im Herzen an eine Deutſche Kunſt! Und dieſen Glau ben wollen auch wir bewahren und aufrecht erhalten, in Wille und That, in Wort und Werk, allen Jenen gegenüber, die da glauben, auch die ewige Kunſt zu einem gangbaren Modeartikel, und ihre Werke zu fremd artig aufgeputzten Spielereien – der Langweile, der Indifferenz oder Fri volität zum Zeitvertreibe – zu erniedrigen, und ſo, unbedacht und un bekümmert jenes deutſchen Mannes treffliche Worte, mit denen wir dieſe Zeilen begannen, allmählig zur traurigen Wahrheit an uns zu machen! – - Eine Wanderung durch die Säle des Kunſtvereins in dieſer Woche brachte uns im Zweige der Geſchichte – wie immer – Nichts, – in der Landſchaftsmalerei dagegen wiederum Viel des Schönen, worunter wir vot Allem ein treffliches Bild von Kirchner (eine Gegend aus Süd tyrol), in Farbe und Linien gleich ausgezeichnet, nennen. – An das ſelbe reihen ſich Dallwig s ſonnige „Alpenſpitze bei Partenkirchen“, Schertels „Parthie aus dem Allgäu“ , Girſchers (etwas zu ſkizzen haft gehaltener) „Waſſerfall“ aus den Krimmler Tauern und Steffans tief empfundene duftige Abendlandſchaft würdig an. In Bosharts „Gegend bei Polling ſcheint uns der Vorgrund zu flau, und zu wenig vom Mittelgrunde losgetrennt. Unter den Genre-Bildern erregt R. Zim mermanns „Ausrüſtung der hl drei Könige“ die meiſte Heiterkeit. Drei zu dem früher gebräuchlichen ſogenannten „Sternſingen“ aufgeputzte Jungen, mit Papierkronen und bunten Schürzen – halten mit ihrem großen hölzernen Sterne bei einem ehrlichen Färbermeiſter an, um Einen in ihrem Bunde als König Melchior ſchwarz anpinſeln zu laſſen. – Das Bild, in allen Einzelheiten aufs fleißigſte behandelt, macht einen - ----- ? .. ſ: angenehmen, heiteren Eindruck. Bergmanns „Korbflechter“ iſt wohl zu hart in der Ausführung, was auch von dem kleinen, rührenden Bild chen Wel boms gilt: „Trauernde Eltern vor ihrem kranken Kinde“. Ne her's „Koſthaus in Freiburg“ beſtätigt die gewohnte Meiſterſchaft dieſes Künſtlers aufs neue. Eibners „Partie von Nürnberg“ zeigt feinen Farbenſinn und künſtleriſchen Geſchmack in der Wahl des Proſpek tes. Im Portrait-Fach überraſchte uns von L. Neuſtätter, wie ſchon im voriger Woche, abermals ein ſprechend ähnliches Bildniß (unſer ju gendlicher Tänzer Hr. Franz Fenzl in griechiſchem Koſtüm), deſſen charakteriſtiſche Auffaſſung und das unverkennbar darin ausgeſprochene Studium zu ſehr erfreulichen Hoffnungen berechtigt Der Kopf eines alten Mannes von Bachem iſt wohl nur als Studie zu betrachten, und entbehrt jeglichen Mitteltones. Die Plaſtik iſt vertreten durch eine ge lungene Porträt-Büſte von Halbig und drei charakteriſtiſche Thiergrup pen in Bronce von Haben ſchaden. - - - - - - - Deutſchland. JFrankfurt, 6. Jan. Das heutige „Amtsblatt“ enthält folgende po lizeiamtliche Bekanntmachung: „Durch Beſchluß des Polizeiamts ſind folgende Vereine wegen gefährlicher politiſcher Tendenzen aufgelöst und verboten worden: 1) der Arbeiterverein, 2) der Arbeiter-Leſeverein, 3) das Montagskränzchen, 4) der Volksverein, 5) der Guttenbergverein, 6) die Aſſoziation der Cigarrenarbeiter, 7) die Turngemeinden. Jede Theil nahme an dieſen Vereinen iſt bei Strafe, den Fremden überdieß bei Aus weiſung aus Stadt und Gebiet unterſagt. Die Wirthe und Hauseigen thümer, welche ferner Verſammlungen und Zuſammenkünfte dieſer Ver eine in ihren Lokalitäten dulden, haben in jedem einzelnen Fall eine Strafe von 50 fl. zu gewärtigen. Frankfurt a. M., den 5. Jan. 1852. Polizeiamt.“ Bayern. – A München, 8. Jan. Der oberſte Gerichtshof hat in der öffentlichen Plenar-Sitzung vom 5. d. Mts. unter dem Vor ſitze ſeines erſten Präſidenten die von den Gerichtshöfen der Kreiſe bisher verſchiedenartig, größtentheils im entgegengeſetzten Sinne beurtbeilte Frage dahin entſchieden, daß der Gebrauch einer Waffe bei gegenſeitigen Thät lichkeiten oder in ſogenannten Raufhändeln einen Erſchwerungsgrund bilde, ſohin eine in einem Rauſhandel mit einer Waffe zugefügte Kör perverletzung, welche eine mehr als dreitägige aber keine dreißigtägige Krankheitsdauer zur Folge hat, an dem Thäter nicht nach Art. 367 des Strafgeſetzbuchs (ein bis ſechsmonatl. Gefängniß), ſondern nach Art. 368 (ſechsmonatl. bis zweijähriges Gefängniß) zu beſtrafen ſei, ſofort das Ur theil des Appellationsgerichts zu Eichſtädt wiederholt vernichtet, die Sache zur nochmaligen Verhandlung und Aburtheilung an das Appellations gericht zu Bamberg verwieſen und die Eintragung dieſes Urtheils in das Urtheilsbuch des Gerichtshofes verordnet. ** „lMünchen, 8. Jan. Heute fand auf der Menterſchwaige das Feſtmahl ſtatt, welches der Magiſtrat und die Gemeindebevollmächtigten unſerer Hauptſtadt dem Hrn. I. Bürgermeiſter Dr. v. Bauer aus Anlaß des ihm von Sr. M. dem Könige verliehenen Verdienſtordens der bayeri ſchen Krone veranſtalteten. Von mehreren Seiten wurden dem Gefeier ten bei dieſer Gelegenheit Feſtgeſchenke überreicht. Die durch allerhöchſte Entſchließung vom 31. September v. J. ge nehmigte Filialbank in Bayreuth iſt am 2. Januar eröffnet worden. Schweinfurt, 3. Jan. In unſerer Umgegend herrſcht eine Regſam keit, wie dieß ſeit langer Zeit nicht der Fall war. Allenthalben iſt der Bau der Eiſenbahn von Bamberg über hier nach Würzburg aufs lebhaf teſte in Angriff genommen, und Niemand zweifelt, daß die Bahn von Bamberg bis hieher im fünftigen Herbſte dem Verkehre übergeben werden kann. In unſerer Stadt hat es nur drei Prozeſſe wegen Entſchädigung aus Erpropriationen gegeben, im Landgerichtsbezirke keinen einzigen. -- Die Deutſchkatholiken machten zu Weihnachten einen ſchwachen Verſuch, ſich noch einmal zu vereinigen, indem mehrere Frauen der ehemaligen Ge meinde eine Chriſtbeſcheerung für die Kinder dieſer Gemeinde veranſtalten wollten und hiezu ſogar einen öffentlichen Aufruf erließen. Die Polizeibe hörden ſchritten jedoch ſogleich energiſch ein, und ließen die unter den Deckmantel eines Weihnachtsfeſtes veranſtaltete Verſammlung nicht zu, Ueberhaupt iſt hier der Deutſchkatholizismus wie mit einem Schlage ve nichtet; die Kinder der früheren Angehörigen dieſer Gemeinde beſuchen ordentlich die Schulen der anderen chriſtlichen Konfeſſionen und nur zwei oder drei ſind noch mit der Taufe im Rückſtande. Wie man indeß in Leben ſo leicht von einem Ertrem zum andern überſpringt, hat ſich hier eine andere Religionsgeſellſchaft unter dem Namen des „Taufbundes“ gebildet. Sie erkennt nur die Bibel als die Quelle aller Religion an, lebt äußerſt ſtreng, meidet den Beſuch von Wirthshäuſern und öffentlichen Orten und ähnelt überhaupt in vielen Beziehungen theils den Wiedertät - fern, theils den ſtrengen Puritanern Englands; aus den religiöſen Grunt ſätzen beider ſcheint die neue Geſellſchaft ihre Prinzipien geſchöpft zu ha ben. Sie beſteht gegenwärtig aus dreizehn Mitgliedern, und hat bereits ihre Statuten der kgl. Regierung von Unterfranken und Aſchaffenburg mit der Bitte vorgelegt, man möge ſie als Privatreligionsgeſellſchaft dulden, eine Bitte, die bei der rein religiöſen und ſtreng moraliſchen Tendenz der Geſellſchaft wohl nicht verweigert werden wird. (Augsb. Poſtz.) Hannover. – CDsnabrück, 2. Jan. Der Vertrag über die Ausſtattung des hieſigen Bisthums zwiſchen der königl. Regierung und