Mcmorabilicn. Monatsblatter für praktische und wissenschaftliche lllittheilnngen rationeller Aerzte. In Verbindung mit; Dr. B. Beck in Freiburg; Dr. G. Fronmiiller in Fürth; Dr. M. Gauster zu Stein in Krain; Dr. W. Güntner in Salzburg; Dr. J. Hoppe in Basel; Dr. S. Kersch in Prag; Dr. H. Küchler in Darmstadt; Dr. K. Lotzbeck in München; Dr. G. Mettenheimer in Schwerin; Dr. P. Niemeyer in Magdeburg; Dr. Otto in Rndolstadt; Dr. Panthel in Bad Ems; Dr. Paulicki in Hamburg; Dr. Th. Plagge in Darmstadt; Dr. A1. Valenta in Laibach; Dr. 0sc. Wyss in Zürich; herausgegeben und redigirt von Dr. Friedrich B611, praktischer Arzt in Heilbronn ‘/,„._ XV. Jahrgang. i 1?‘ Erste Lieferung. Ausgegeben den 28. Februar 1870. Inhalt. Originalien. Dr. Lotzbeck in München: Ein Fall von Cyste in der Zunge. Dr. B. Beck in Freiburg: Ausgebreitete Strangulation des Dünndarmes mit rasch nachfolgendem Tode. Dr. Lange in Ems: Ueber Behandlung der chronischen Lungenschwindsncht. Dr. Otto in Rudolstadt: Gerichtsürztliche Mittheilungen (Ports): XIX. Tod durch eine Schädelfissur am Os temporum sinistrum. (Tödtung aus Fahrlässigkeit.) —- Korrespondenz. — Literatur. — Anzeige. \ Originalien. Ein Fall von Cyste In der Zunge. Mitgetheilt von Dr. Lotzheck in München. Während Cystenbildungen ‘als Erweiterung des Ductus Whartonianus nach verschlossener Mundöifnung dieses Ganges oder als Vergrösserung und Ausdehnung der an der äusseren Seite der Musculi genioglossi gelegenen Schleimbeutel oder auch als Neubildungen unter und neben der Zunge nicht selten zur Beobachtung kommen und als Ranulae primariae und secundariae ein- oder mehrfächerige Geschwülste von verschiedener, selbst excessiver Grösse, gefüllt mit einem schlei migen, speichelähnlichen, gallertigen, blutigen [Dolbcau] Inhalte darstellen, scheinen Cysten, welche der Zunge selbst angehören und in der Substanz derselben ihren Sitz haben, in viel be schränkterem Masse vorzukommen. ratur findet sich über derartige Bildungen nur eine geringe Ausbeute und selbst ausführliche und erschöpfende chirurgische Werke, in welchen den pathologischen Veränderungen an der Zunge grosse Aufmerksamkeit gewidmet ist, erwähnen die in Rede stehenden krankhaften Produkte ent weder gar nicht oder in nur ganz kurzer Weise. Namentlich ist anzunehmen, dass die ein fachste Art der Cysten —- die mit flüssigem In halte gefüllte, hohle Fasergeschwulst, die Serocysle ~ _ _ _ _ _ m In der Lite- ‘ —-1'n der Zunge ein seltenes Beobachtungsmaterial abgegeben habe. Ich hatte Gelegenheit in dieser Richtung folgenden Fall zu notiren. Vor mehreren Monaten konsultirte mich ein , junger Beamter wegen einer kleinen Geschwulst l auf dem Zungenrücken, welche ihm zwar keine wesentlichen Beschwerden ausser beim Kauen trockener Nahrungsmittel verursache, ihn aber durch die Lokalität ihres Sitzes besorgt mache und den Gedanken an Krebs in ihm auftauchen lasse. Auf der oberen Fläche der Zunge und zwar entsprechend der Spitze des von den Papillis circumvallatis gebildeten Dreieckes, unmittelbar vor dem Foramen coecum, befand sich ein in die Zungensubstanz eingebettetes, von der Schleim haut überzogenes, rundliches Knötchen von der Grösse einer starken Erbse, welches hart anzu fühlen bei stärkerem Drucke schmerzhafte Em l pfindungen hervorrief: ähnlich wie dieselben auch beim Kauen festerer Speisen angegeben wurden. —— Ueber die Entstehungsursache wusste Patient keine genauen Anhaltspunkte zu geben; ein Trauma wurde in Abrede gestellt. Derselbe will das Knötchen zum ersten Male vor circa 4 Wochen beim Kauen bemerkt haben und zwar in der Grösse eines Hanfkornes, von welcher dasselbe kontinuirlich bis zu der gegenwärtigen gewachsen sei. —— Bepinselungen mit Jodtinktur (mehrere Tage wiederholt) hatte auf das Volumen keinen Einfluss, das Epithel stiess sich an der betreifen