Ueber die neueſten Regierungs- und Territorial-Veränderungen des vormaligen Fürſtenthums Würzburg. Wer das Gemälde eines katholiſchen Bisthums in Deutſchland nach dem Umfange ſeiner Territorialverhältniſſe liefern will, muß die Sphäre der geiſtlichen Gewalt des Biſchofs genau von dem ſouverainen Beſitze deſſelben, als eines weltlichen Regenten, unterſcheiden. –– Eben ſo wenig darf er vergeſſen, daß die Beſitzungen der Kapitel, Stifter und Klöſter nichts als Beſitzungen einzelner Ge ſellſchaften waren, deren jede mit einem beſondern Rechtstitel in einer eigenen, jedoch feſt beſtimm ten Wirkſamkeit eriſtirte, und gleichſam einen Staat im Staate bildete. War daher gleich ein Bis thum rückſichtlich des Umfanges ſeiner geiſtlichen Gewalt ein großes, zuſammenhängendes Ganzes, das weit über ſeine politiſchen Grenzen hinaus, als kirchliche Anſtalt, wirkte; ſo war es dagegen oft in Hinſicht des ſouverainen Beſitzes um ein Beträchtliches eingeſchränkter. Dieſes war vorzüglich in Bezug auf Würzburg der Fall, wo Ritter und Grafen, Kapitel, Klöſter und freie Städte, theils ganz unabhängig vom Biſchofe beſtanden, theils nur ſeine Landeshoheit anerkannten, übrigens als große Beſitzer im Lande mit eigenen Rechten eriſtirten. – Der Umfang ſeines geiſtlichen Wirkens war indeſſen, wenn gleich durch die Bisthümer Mainz, Eichſtädt , Erfurt, Paderborn und Hildes heim ſchon bei Zeiten in ſeine beſtimmten Grenzen eingeſchränkt, doch immer groß genug beim erſten Beginnen. Beſchränkte auch ſpäter die Errichtung des Bisthums Bamberg, im Jahre 1007 vom Kaiſer Heinrich II.; das Wachſen des für ſich beſtandenen Fürſtenthums Fuld, und die durch Luther begonnene Kirchenſpaltung des ſechszehnten Jahrhunderts die Grenzen der geiſtlichen Wirkſamkeit dieſer deutſchen hierarchiſchen Provinz noch mehr; ſo war dennoch ihre Ausdehnung immer ehrenvoll und viel umfaſſend. – Nicht ſo war es der Fall, wenn man dieſes Bisthum als einen weltlichen Staat in geographiſch-politiſcher Hinſicht betrachtet. Arm, nur mit dem Krummſtabe und dem Evangelium bewaffnet, begann Burkhard, Würzburgs erſter Biſchof im Jahre 741 nur im Kleinen, um ſeine Nachfolger nach einem Verlaufe von Ein Tauſend ein und ſechzig Jahren, im Jahre 1S02, im Großen enden zu laſſen. Biſchof von ſechzehn 1*