I. Der Hof war auf dem Lande; es gab in der Reſidenz keine Geſell ſchaft mehr. Dieſe an ſich ſo einfachen aber wahren Sätze, Bemerkungen oder Thatſachen, wie man es nennen will, ſcheinen gewiß manchem unſerer Leſer von keiner großen Bedeutung zu ſein, und nur in dem betreffen den Kreiſe Eingeweihter wußte man, was es zu ſagen hatte: der Hof iſt auf dem Lande, und in Folge dieſes großen Ereigniſſes gab es in der Reſidenz keine Geſellſchaft mehr. Wir bitten, hier das Wort Geſellſchaft nicht leichtſinniger Weiſe mit Geſellſchaften zu verwechſeln. An letzteren fehlte es allerdings auch jetzt nicht; in allen Schichten der Einwohnerſchaft gab es genug ge ſellige Vereinigungen jeder Art mit und ohne Muſik, in Häuſern, in Gärten, auf dem Lande, im Walde, aber das, was in der Reſidenz das ausſchließliche Recht hatte oder wenigſtens zu haben glaubte, ſich die „Geſellſchaft“ zu nennen, das war mit dem Hofe ſpurlos ver ſchwunden. Ja der Hof war auf dem Lande, und wenn man in die Nähe des Reſidenzſchloſſes kam, ſo ſah man das augenblicklich an dem un verkennbaren Stempel der Verlaſſenheit, welcher den weitläufigen Ge bäuden aufgedrückt war: die Fenſter mit ihren herabgelaſſenen Jalou ſieen ſahen ſo ungemein ſchläfrig aus, die beiden Glasthüren der Haupt und Nebeneingänge hatten in ihrer Verſchloſſenheit ein ſo trotziges und mißmuthiges Ausſehen, ſchienen ſo geärgert über Alles, was drinnen und draußen vorging, weil Alles das nicht die geringſte Notiz von ihnen nahm. Dachte doch Niemand von den zurückgebliebenen Leuten des Dienſtes daran, irgend einen dieſer Haupteingänge zu benützen, Hackländer, Fürſt und Kavalier. 1