1 Amts - Blatt der Königl . Preuß . Negierung zu Frankfurt ¶O . 1868 . Stild 1 . Preußen am Schluffe des Jahres 1867 . Das scheidende Jahr war ein Jahr reicher Arbeit für Preußen , aber auch ein Jahr reicher Erfüllung . Den 2. Januar - Das Jahr 1866 hatte uns hohen Ruhm und gewichtige Erfolge , aber zugleich große und schwere Aufgaben hinterlassen : es galt , bie Früchte zur Reife zu bringen , die aus der blutigen Saat , follte sie nicht umsonst gestreut ſein , erwachsen müſſen , es galt , bie Reime einer fegenereichen inneren und nationalen Entwickelung , welche das Jahr 1866 gelegt , zu pflegen , gegen feindliche Berührung zu behüten und , fo Gott will , au unerschütterlicher Kraft erftarten zu laffen . Es galt , ein neues Staatsgebäude auf bewährtem Fundamente zwar , aber nach einem erweiterten Plane aufzubauen . Diese friedliche Arbeit innerer Festigung mußte naturgemäß bei den heimischen Verhältnissen felbft beginnen . Unter dem Eindruce dieser Ueberzeugung und einer mächtigen patriotischen Erhebung ist die alte Partelbildung , welche nur auf dem früheren Mißtrauen beruhten , mehr und mehr zersplittert und zerfallen , und auf den Trümmern derfelben haben sich neue Ver bindungen gestaltet , welche es als ihre Aufgabe er Fennen , Breußens innere Entwickelung und nationalen Beruf in aufrichtiger Gemeinschaft mit der Regierung au pflegen und zu fördern . Das preußische Boll hat biefem Streben bei den dreifachen Wahlen dieses Jahres volle Zustimmung und Bestätigung gegeben , und die Thätigkeit der Landesvertretung , welche vorher Jahre lang zur Unfruchtbarkeit und Ohnmacht verurtheilt war , bietet jezt ein Bild frischen und lebensvollen Schaffens für das Wohl bes Landes bar . Die be währte Einsicht und Thatkraft der leitenden Staats männer findet bereitwilliges Entgegenkommen und wirl fame Unterstützung nicht blos von Seiten der alten fonservativen Bundesgenossen , sondern auch der neu gebildeten nationalliberalen Partei , welche auf den Gang der Verfassungs Angelegenheit im verflossenen Jahre einen wichtigen und günstigen Einfluß geübt hat , und welche gewiß auch fünftig , indem fie die nationale Fahne hoch hält und die wirklichen preußischen und deutschen Verhältnisse zur Grundlage ihrer Be strebungen nimmt , sich einen bedeutsamen Antheil an der Staatsentwidelung wird bewahren wollen . | | Hatte auch der ruhmreiche Krieg , gleichsam über die Köpfe der streitenden Parteien hinweg , die Einheit von Fürst u.Boll neu befiegelt , so war es doch , nach Beendigung des auswärtigen Kampfes die erste Sorge der Regierung unseres Königs gewesen , dem inneren Zwift den Boden zu entziehen und die versöhnende Hand zum Ausgleich zu bieten . So waren die Grundlagen gedeihlichen Zusammenwirtens zwischen Regierung und Landesver tretung bereits im Jahre 1866 wieber gewonnen , aber erst der weiteren Entwickelung war es vorbehalten , den wiederhergestellten Frieden zu befestigen und zu befruchten . Die Hoffnungen , welche in dieser Beziehung gebegt wurden , sind im Jahre 1867 glüdlich in Er füllung gegangen : es hat sich in erfreulichster Weise bewährt , daß die Wiederbelebung des Vertrauens zwischen der Regierung und der Bollévertretung nicht blos bie Folge eines vorübergehenden Siegesrausches " war , sondern auf dem sichern Grunde gegenseitiger Anerkennung und gemeinsamer Hingabe an die großen Intereffen des Vaterlandes beruht . Die Willensstärke und Thatkraft der Staatsregierung konnten nicht ver fehlen , auf die Anschauungen der Verständigen im Bolle einen gewaltigen Einfluß zu üben und sie mit unwiderstehlicher Eindringlichkeit darüber aufzuflären , wo der Schwerpunkt des Staatslebens liegt und wo zugleich der Wille und die Kraft zum naturgemäßen und wahrhaft ersprießlichen Fortschreiten zu finden sind . · | Der Aufschwung der Gemüther in unserem Volke und die Wiederbelebung des gegenseitigen Vertrauens haben auch die Lösung einer weiteren wichtigen Auf gabe erleichtert , welche das vorige Jahr dem Jahre 1867 überwiesen hatte : die Aufgabe der inneren Verschmelzung der neuen Provinzen mit der alten preußischen Monarchie . Es war kein geringes Werk , die gesammten Einrichtungen all jener verschiedenen Staatsgebiete im Zeitraum eines Jahres in die preu ßischen Verfassungs- und Verwaltungsverhältniſſe , ſo welt die Einheitlichkeit des Staatswesens es erfordert , hinüberzuleiten , zugleich mit wünschenswerther Scho nung aller der Einrichtungen , welche eine innere Be rechtigung und die Möglichkeit selbstständigen Fortbe stehens in fich tragen . Wenn man die Größe dieser Aufgabe erwägt und auf die politischen Schwierigkeiten zurückblickt , welche der Verschmelzung jener Gebiete mit Preußen vor Jahr und Tag noch entgegenzustehen schienen , und wenn man dann auf die Zustände hin