kommen. Er beauftragte mich, den Gendarmen, als sie ver haftet werden sollten und in Gefahr schwebten, Schutz in seinem Hause anzubieten. Er stand mir ebenfalls mit Rath zur Seite , um die Hengste und die ausstehenden Be schälgelder zu retten und zeigte sich sehr thätig zum Schutz der Waldungen. 63. Zeuge : Wilhelm Schultz , Notariatsgehülfe' in Pir masens. Kurz nachdem König zum Rechner deö Kantonal- Ausschusses ernannt war, ging er zum Civilcommissär Diehl und bat um Entbindung von dieser Charge. Diehl entgeg nete, er müsse wenigstens in so lange die Stelle behalten, bis er ersetzt werden könne. 64. Zeuge: Franz Helfer, Kaufmann allda. König, den ich von meiner Kindheit an kenne, ist ein braver Mann. Er war einer der Zurückhaltendsten und nahm die Wahl als Kantonalausschußmitglied ungerne an. Er bemerkte damals daß, wenn seine Familie und sein Geschäft nicht darunter leiden müßten, er über die Grenze gehen würde und äußerte häufig den Wunsch , von diesem Ausschuß austreten zu kön nen. Auch hörte ich, daß er mit Gewalt auf daö Rathhaus geholt werden sollte. 65. Zeuge: Mar Ruff, Färber daselbst. König, der mein Nachbar, ist ein ordentlicher, gefälliger Mann. Nach dem er in den zweiten Ausschuß kam, machte er mir Vor würfe , daß ich ihn auch gewählt habe. Wenn er auf daS RathhauS gerufen wurde, zeigte er Widerwillen und sagte, daß er der Kränklichkeit seiner Frau und seiner häuslichen Geschäfte wegen nicht von Hause weg könne. 66. Zeuge: Carl Diehl, Gerber in Pirmasens. König beklagte sich, weil er in den Ausschuß gewählt wurde, man konnte aber damals nicht eine Stelle ablehnen, ich selbst war ebenfalls gezwungen, die Stelle eines TaratorS beim Zrvangöanlehen anzunehmen. 67. Zeuge: Heinrich Müller, Ackerer in Wünschberg. Ich war in der Wirthschaft deS König , als mehrere Bürger kamen und sagten, er solle auf's RathhauS kommen, er sei zum Mitglied des KantonalauSschusseS gewählt ; obgleich Kö nig erschrack und sich weigerte, mußte er doch mit auf's Rachhaus. 68. Zeuge: Johannes Müller, Forstwarth in Höheinöd. Acht Tage vor dem Einrücken der Preußen kam ein Frei schärler und nahm mir meine Flinte weg. Ich ging nach Pirmasens und zuerst zu Lippack, der mir einen Schein gab, daß mir die Flinte zurückgegeben werden solle, sodann in die Wirthschaft zu König, dem ich bieg erzählte. Er fragte, ob ich den Freischärler kenne ; während diejeS Gesprächs kam dieser die Straße daher mit meiner Flinte. König sprang hinaus , packte ihn an der Brust , nahm ihm die Flinte ab und gab sie mir wieder ; ich bat ihn jedoch , diese Flinte in Verwahr zu nehmen ; er verweigerte mir dies mit der Be merkung, daS könne er in so lumpigen Zeiten nicht thun, ich solle sie nur mitnehmen. 69. Zeuge: Jakob Neubert, Wattmacher in Pirmasens. Der Herr Forstmeister Martin betrachtete auf dem Rathause die zu Sensenstangen bestimmten Fahnenstangen und sagte, sie seien hiezu nicht gut und er wolle andere zu füllen an weisen ; auch legte er zwei Listen vor von Leuten, denen man die Waffen abnehmen solle.*) Deßloch, der am tt. Juni in den KantonalauSschuß kam, weigerte sich, diese Stelle an zunehmen und reichte am 14. Juni seine Entlassung ein. 70. Zeuge: Herrmann Bock, Schuhmacher in Pirma sens. Deßloch und ich kamen am 1!. Juni in den Ausschuß, er wurde durch einen Polizeidiener auf daö RathhauS geru fen und trat am 14. Juni wieder ab. Die Bürger und Lippack verwendeten sich , daß die Lehrer ihrem Berufe nicht entzogen würden und dieser namentlich wirkte für die Ruhe und Ordnung, sonst hätte auch ich die Stelle nicht ange nommen. 7t. Zeuge: Carl Bohrer, Schreiner in Pirmasens. Von dem Forstmeister Martin erhielt ich Auftrag, unter Zuziehung des RcvierförsterS Strasser die Sensenstangen zu fällen. *Z E« standen darauf bekanntlich Namen von Jagdfrevlern, welche durch Abnahme ihrer Waffen unschädlich gemacht werden sollten. Zeuge Forstmeister Martin: Ich befürchtete, die Sensen« stanzen möchten gefrevelt und dadurch mehr Schaden verübt werden, weßhalb ich die Anmuthung stellte, diese bei mir zu verlangen. (Schluß der Zeugenaussagen folgt.) *** Zweibrücken, 6. Juli. Heute gingen die Schwurge richtsverhandlungen gegen die Angeklagten Baumann, Lippack, König, Huber, Deßloch und Bürkel von Pirmasens zu Ende. Die Geschworenen beantworteten alle an sie gestellten Fragen mit nicht schul big, worauf sämmtliche Angeklagten in Frei heit gesetzt wurden. *** Zweibrücken, 6. Juli. Nach Beendigung der Sache gegen die Angeklagten auS Pirmasens erschien auf der An klagebank Carl Lintz, 32 Jahre alt, Seifensieder in Eden koben, angeklagt der Mitwirkung und wissentlichen Theilnahme an den Attentaten zum Umstürze und zur Aenverung der StaatSregierung, zur Bewaffnung der Bürger und LandcSbewohner gegen die verfassungsmäßige königl. Gewalt und zur Erregung deS Bürgerkriegs, dadurch, daß er als Hauptmann deS SchützencorpS in Evenkoben bewaffneten Antheil an den Zügen nach Neustadt (8. Mai) und gegen Landau (20. Mai) genommen, in St. Martin den Landsturm aufgeboten hat, unter Willich einen Zug nach Maikammer mitgemacht, ein drohendes Schreiben an den Bürgermeister in Rhodt bchufS Einsendung der sämmtlichen waffenfähigen Mannschaft erlas sen, endlich als Kommandant eines Trupps Bewaffneter, un ter gewaltsamem Eindringen in die Wohnung zur Nachtzeit, den Lehrer Müller in Alsterweiler verhaftet und nach Kaisers lautern abgeliefert hat, weil er daS „Dorums sslvuru tso reZem" in der Kirche angestimmt hatte. — Vertheidiger ist Anwalt Gink. Zu Urtheilsgeschworenen sitzen: 1) Lamarche, 2) Hertel, 3) BibuS, 4) Häfele, 5) Wiß, 6) Laforet, 7) Freidinger, 8) Reichel, 9) Springer, 10) Brock, 1t) Dümmler und t2) GenteS. Von der Staatsbehörde wurden rekusirt: t) Ruff, 2) Enders, 3) Schmidt. 4) Pohl, 5) Kaul und 6) Schnei der; von dem Vertheidiger: t) Lavall, 2) Kappclmann, 3) Stett, 4) Boos, 5) Orth und 6) Klug. Nach Beeidi gung der Geschworenen ward die Sitzung geschlossen. ** Germersheim, 5. Juli. Der Bediente eines hiesigen Offiziers benützte gestern die kurze Entfernung seines Herrn, um dessen Sekretär an der Rückseite anzubohren und aufzu? brechen und eine Summe von 300 fl. Banknoten daraus zu entwenden. Mit dieser Summe und einigen gestohlenen Klei dungsstücken flüchtete er sich nach Frankreich. Kaum hatte der Bestohlene seinen Verlust bemerkt, so eilte er, begleitet von dem hiesigen Gendarmeriebrigadier, nach Wcissenburg, und eS gelang ihnen, den Thäter daselbst in dem Augenblicke zu verhaften, als er die Stadt in einer Chaise verlassen wollte. Die Banknoten hatte er bereits in Bergzabern um gewechselt und daselbst bei einem Agenten Vorkehrungen zu seiner Ueberschiffung nach Amerika getroffen. DaS Geld wurde bis auf einen kleinen Rest bei ihm vorgefunden und er selbst der französischen Behörde in Wcissenburg überliefert. 5* Kandel, 5. Juli. Gestern bei Tagesanbruch wurde unweit Rülzheim, auf dem Felde neben der Landstraße, ein fremder, ländlich gekleideter Mann ermordet ge funden. Derselbe scheint daS Opfer eines Raubmordes geworden zu sein und zwar erst nach verzweifeltem Kampfe mit seinem Gegner , wie man auS den an seinem Körper und auf dem Boden vorgefundenen Spuren , so wie auS dem weiteren Umstände schließt, daß er abends zuvor in WirthShäusern zu Kandel und Rheinzabern im Besitze von Geld gesehen wurde, daS bei seinem Auffinden verschwunden war. An seinem Leichname sollen dreißig, und darunter mehrere absolut tödtliche Messerstiche, wahrgenommen worden sein. Der Verdacht dieser verruchten That fiel anfänglich auf Individuen aus Rülzheim; als man aber erfuhr, daß der Ermordete TagS zuvor und noch abends spät in Gesellschaft eines Bauernburschen gereist, daß dieser seit dem Morde ver schwunden ist und sich am folgenden Abend bei Otterstadt (Kanton Speyer) über den Rhein setzen ließ, hat sich der Verdacht dorthin gelenkt und die Gerichtsbehörde , welche so gleich auf frische That hin eingeschritten war , soll auch be reits Gendarmen an die badischen Behörden zum Zwecke der Anm. d. Red. Fahndung und Habhaftwerdung deS verdächtigen